WIRTSCHAFT:  PRODUKT-BOYKOTT – Edeka verschärft seinen Produkte-Bann gegen Nestlé

Von Michael Gassmann |  |
Edeka gibt im Streit mit Nestlé nicht nach: Wagner-Pizza wie diese (l. Archivbild) wird vorerst kaum in den Geschäften liegen
Edeka gibt im Streit mit Nestlé nicht nach: Wagner-Pizza wie diese (l., Archivbild) wird vorerst kaum in den Geschäften liegen

Quelle: dpa

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Im Kampf um bessere #Einkaufskonditionen eskaliert der Streit zwischen der Supermarktkette und dem Lebensmittelkonzern. #Edeka wirft weitere Artikel aus dem Regal. Der Streit ist nicht ohne Risiko – für beide Seiten.

Der Konflikt zwischen Edeka und #Nestlé verschärft sich weiter. Der stärkste deutsche Lebensmittelhändler hat im Konditionenstreit mit dem weltgrößten Lebensmittelkonzern noch einmal nachgelegt und wirft nun noch mehr Nestlé-Produkte aus den Regalen. Statt bisher 163 Produkten, die 20 Prozent des Umsatzvolumens ausmachten, sind nun 30 Prozent betroffen.

„Wir bedauern, dass der #Verbraucher nicht das volle Sortiment von Nestlé angeboten bekommt, und hoffen, dass sich die Situation bald ändert“, sagte ein Sprecher des Unternehmens und bestätigte damit den sich zuspitzenden Streit, über den zuerst die „Lebensmittelzeitung“ berichtet hatte. Edeka äußerte sich zunächst nicht.

Die Kunden werden damit in den Edeka-Geschäften bis auf Weiteres keine Wagner-Pizza, Kitkat-Schokoriegel oder stilles Wasser von Vittel bekommen. Oder sie haben Glück und erhaschen das eine oder andere Produkt zum Billigpreis, weil die Ware verramscht wird.

Harte Auseinandersetzungen um #Einkaufspreise, #Werbebeteiligungen oder eine Belohnung für eine attraktive Platzierung von Ware im Supermarktregal sind nicht unüblich. Meist wird das Kräftemessen aber hinter verschlossenen Türen durchgezogen. Doch wenn es zur Eskalation kommt, können schnell Nivea-Creme von Beiersdorf, Mars-Riegel oder Unilevers Knorr-Suppen plötzlich im Regal fehlen.

Edeka nutzt seine Einkaufsmacht

Ungewöhnlich sind im Fall Nestlé allerdings Dauer, Umfang und Intensität der Auseinandersetzung. Der Streit dauert schon seit dem vergangenen Herbst an – auch wenn er erst vor einigen Wochen nach außen drang. Edeka nutzt seine Einkaufsmacht, die nach der Übernahme der Kaiser’s Tengelmann-Supermärkte noch gewachsen ist. Das Bundeskartellamt, das sich erfolglos gegen die Fusion gestemmt hatte, hält sich aus dem Kampf mit dem Lebensmittelriesen bisher dennoch heraus.

Edeka bündelt nicht nur die Einkaufspower der insgesamt 5900 Filialen seiner selbstständigen Kaufleute. Vorstandschef Markus Mosa hat sich außerdem mächtige Verbündete ins Boot geholt. Auch die übrigen Mitglieder der europäischen Händlerallianz Agecore machen mit beim Rausschmiss der Nestlé-Ware. Dazu zählen die französische Kette Intermarché, die Schweizer Coop, Italiens Conrad, der belgische Filialist Colruyt und Eroski in Spanien.

Zusammen erreichen sie jährlich mehr als 140 Milliarden Euro Einkaufsvolumen. Experten schätzen den Anteil von Nestlé dabei auf etwa zwei Milliarden. Wenn das zutrifft, beträfe allein die jüngste Eskalationsstufe ein Volumen in einem niedrigen dreistelligen Millionenbereich.

Der Nestlé-Chef steht unter Druck

Nestlé-Chef Mark Schneider wirft Mosa einen Verstoß gegen die guten Handelssitten vor. „Diese aggressive und europaweit koordinierte Vorgehensweise ist gerade für die Schweiz neu. Sie entspricht sicher nicht dem bisher guten Vorgehen in der Branche“, sagte er der „Neuen Zürcher Zeitung“.

Schneider steht unter Druck. Unter seinen Vorgängern hat der Konzern mehrere Jahre in Folge das selbst gesetzte Ziel verfehlt, fünf bis sechs Prozent Wachstum – ohne Berücksichtigung von Beteiligungskäufen – zu erreichen. Nun hat der seit Anfang vergangenen Jahres amtierende Vorstandschef die Ziele für die nächsten Jahre deutlich heruntergeschraubt: auf zwei bis vier Prozent. Will er gegenüber seinen eigenen, teilweise kritisch eingestellten Aktionären glaubwürdig bleiben, muss er diese Marke erreichen.

 

Dazu braucht Schneider eher höhere Preise statt sinkender. „Wir sind mit den Preisanpassungen 2017 nicht zufrieden und streben an, dass diese sich über die Zeit wieder verbessern“, sagte er. Knicken seine Verkaufsleute in Verhandlungen mit mächtigen Handelsketten jedoch ein, sind die Chancen gering. Ein Durchbruch für Edeka könnte sogar als Signal an andere Einkäufer mächtiger Einzelhändler in aller Welt wirken, dass man den Konzern nur stark genug bekneten muss, bevor er nachgibt.

Rausschmiss nicht ohne Risiko

Doch auch Mosa steht unter Druck. Er muss gegenüber den 4000 selbstständigen Kaufleuten der regionalen Edeka-Genossenschaften, die die eigentlichen Herren des Verbunds sind, nachweisen, dass die gegen erhebliche Widerstände durchgepaukte Übernahme von Kaiser’s Tengelmann wirtschaftlich Sinn ergibt. Trotz der erheblichen Kosten, die durch die Ministererlaubnis entstanden sind.

Für die Kaufleute ist der Rausschmiss der Nestlé-Ware zudem nicht ohne Risiko, denn es befinden sich starke Marken darunter. Die Händler vor Ort müssen fürchten, dass etliche Kunden auf der Suche nach Lieblingspizza und Schokosnack zur Konkurrenz abwandern, statt sich mit den „attraktiven Alternativen“ aus dem Eigenmarken-Sortiment zu begnügen. Und das, obwohl in Edeka-Filialen ausgehängte Plakate die Kundschaft ausdrücklich darauf hinwiesen.

Quelle: Welt-online vom 06.04.2018

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