ATLANTIK-BRÜCKE: Verlierer ohne Groll – Merz‘ erster Auftritt nach der Niederlage

#Friedrich Merz wird im Kreis der #Atlantik-Brücke gefeiert. Bitterkeit über seine Niederlage auf dem #CDU-Parteitag lässt er sich nicht anmerken.

Moritz Koch

09.12.2018 – 00:16 Uhr
Friedrich Merz (CDU, ganz links), der Vorsitzender Atlantik-Brücke, Chrystia Freeland, Außenministerin von Kanada, und Außenminister Heiko Maas (SPD, rechts) stehen bei der Verleihung des Eric-M.-Warburg-Preises an Freeland gemeinsam auf der Bühne. Quelle: dpa
Merz erster Auftritt nach der Niederlage

Friedrich Merz (CDU, ganz links), der Vorsitzender Atlantik-Brücke, Chrystia Freeland, Außenministerin von Kanada, und Außenminister Heiko Maas (SPD, rechts) stehen bei der Verleihung des Eric-M.-Warburg-Preises an Freeland gemeinsam auf der Bühne.

(Foto: dpa)

 

Berlin – Stehende Ovationen gibt es schon, bevor das erste Wort gefallen ist. Friedrich Merz steht im Smoking vor dem dunklen Blau der Rednerbühne. Das niedrigere Podium lässt ihn noch länger und schmaler wirken, als er es ohnehin schon ist.

Ja, Merz ist der Vorsitzende der Atlantik-Brücke, jenes elitären Transatlantiker-Netzwerks, das am Samstagabend in den Berliner Bollefestsälen zum Galadinner geladen hat. Aber es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Merz heute hier erschienen ist. Er erlebt gerade seine bittersten Stunden in der Politik. In Hamburg, auf dem Bundesparteitag der CDU, ist am Tag zuvor sein verheißungsvolles Comeback gescheitert, seine zweite und wohl letzte Chance auf den Parteivorsitz und auf das Kanzleramt verstrichen.

Merz versucht die Schmach der Niederlage mit einem Scherz abzuschütteln. Er habe gerade eine ziemlich knappe Kiste hinter sich, informiert er den Ehrengast des Abends, die kanadische Außenministerin Chrystia Freeland. „Und ich habe es nur rechtzeitig geschafft, weil meine Rivalin gewonnen hat.“ Das Gelächter im Saal klingt fast erleichtert. Seinen etwas spröden Humor hat Merz sich bewahrt, so gesehen scheint er ganz der Alte zu sein.

Ein paar Sätze verliert der Vorsitzende noch über die Bedeutung der transatlantischen Beziehungen in schwierigen Zeiten, über Multilateralismus und internationale Kooperation. Merz wird die Weltlage auch in den kommenden Jahren nur kommentieren können. Andere werden sie gestalten. Wie wird Merz, der sich immer zu Größerem berufen fühlte, damit zurechtkommen? Wenn sein Auftritt vom Samstagabend die Richtung vorgeben sollte, lässt sich sagen: indem er weitermacht, wo er aufgehört hatte, bevor der Machtkampf um den CDU-Vorsitz begann. Als wäre nichts gewesen.

Die Atlantik-Brücke hat sich an diesem Abend versammelt, um Freeland den Eric-M.-Warburg-Preis zu verleihen. Erstmals erhält damit eine Kanadierin die Auszeichnung, mit der vor Jahren auch der jüngst verstorbene US-Präsident George Bush Senior geehrt wurde.

Freeland hat sich vor allem um den Freihandel verdient gemacht. Das Ceta-Abkommen zwischen der EU und Kanada hätte es ohne ihren Einsatz womöglich nicht gegeben. Aber Freeland ist auch die Botschafterin eines anderen Amerikas. Es ist ja nicht immer leicht, den Glauben an die transatlantische Freundschaft zu bewahren in diesen Zeiten, in denen im Weißen Haus ein Präsident sitzt, der Mauern baut, Strafzölle verhängt und auf Twitter seiner Schadenfreude über die Krawalle in Paris freien Lauf lässt.

Die Laudatio auf Freeland hält der deutsche Außenminister Heiko Maas und gerät dabei so ins Schwärmen, dass Merz später über eine „Liebeserklärung“ witzeln kann. Das Ganze gipfelt in die Schlussfolgerung des Bundesaußenministers: „Gäbe es den Atlantik nicht, Kanada wäre der perfekte Kandidat für die Europäische Union.“ Harmonie soweit man blickt.

Die gelungenste Rede des Abends hält Freeland selbst: Sie erinnert daran, dass Netzwerke wie die Atlantik-Brücke gern von Populisten verunglimpft und als Elitenverschwörungen geschmäht würden, die nichts für einfache Bürger übrig hätten. „Nichts könnte der Wahrheit ferner sein“, sagt sie. Multilateralismus und internationale Zusammenarbeit seien wichtig, gerade jetzt. Denn wenn der Dschungel des Nationalismus zurück wuchere, würden die Schwächsten als erste darunter leiden.

Merz dürfte diesen Sätzen besonders aufmerksam zugehört haben. Er ist wohl auch darum gescheitert, weil ihm eben dies misslungen ist: glaubhaft zu vermitteln, dass er, als Mitglied der Elite, nicht den Blick für die Sorgen und Nöte der einfachen Bürger verloren hat.

Quelle: Handelsblatt-online vom 09.12.2018

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Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
5 Jahre zuvor

In der Politik passiert nichts was nicht passieren soll. Abwarten! Wer weiß was hier für ein Schwindel „gefahren“ wurde! Das Drehbuch schreibt vor: noch etwas rumjammern. Dann ab in die Südsee, dem Weihnachtsmann unter den Bast Rock fassen, Mitte Januar mit Augenringen bis zu den Oberlippen wieder auftauchen. Den wilden Politiker spielen-Worte finden an die man den Begriff Steuern anhängen kann. Kleiner Tipp, die Pharmaka zahlt die meiste Provision für Volksverarschende Begriffe! Die Versicherungen warten auch auf neue Gesetze! Jedes neue Gesetz zieht eine Versicherung nach sich. Da gibt es auch Provision, bis ein Sessel mit Anti Sitzfurunkel Funktion eingerichtet werden kann! Dann geht das Konto nicht mehr auf eine Kuhhaut!

Ulrike
Ulrike
5 Jahre zuvor

Ohne Groll? Das glaubt ihr doch selber nicht. Der wartet nur auf seinen nächsten Einsatz. So einer gibt nicht so schnell auf.