GEOPOLITIK – Ölpreis steigt nach Eskalation zwischen Saudi-Arabien und dem Iran

Der Ölpreis ist am Sonntag deutlich gestiegen. Dies liegt im Interesse Saudi-Arabiens, des Iran, der Es. China hat sich durch hohe Lagerbestände offenbar rechtzeitig vorbereitet. Das schwächste Glied in der Kette ist die außenpolitisch machtlose EU.

Die brennende Botschaft von Saudi-Arabien in Teheran. (Foto: dpa)

Die brennende Botschaft von Saudi-Arabien in Teheran. (Foto: dpa)

Der Preis für Ölpreis-Futures ist am Sonntag in New York um 3,5 Prozent gestiegen. Bereits am Donnerstag war der Preis um 1,2 Prozent gestiegen. Bloomberg führt diese Entwicklung auf die neuen Spannungen im Nahen Osten zurück.

Tatsächlich könnte die Entwicklung des Ölpreises einer der Hauptgründe der von den Saudis betriebenen Eskalation sein: Die Massenhinrichtung und vor allem der Tod des schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr haben in der schiitischen Welt erzürnte Reaktionen ausgelöst: In Pakistan, Kaschmir, der Türkei und in Bahrain kam es zu wütenden Demonstrationen. Bloomberg zitiert den Iran-Experten Scott Lucas, der der Meinung ist, die Saudis hätten die Hinrichtung bewusst als Provokation gegen Teheran ausgeführt, um im Iran einen Machtkampf zwischen moderaten Kräften und Hardlinern anzufachen.

Der Hintergrund der Eskalation könnte der Versuch der Saudis sein, den Öl-Preis in die Höhe zu treiben: Regionale Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten könnten zu neuen blutigen Kriegen in der Region führen. Wenn die Lage im Nahen Osten besonders konfliktbeladen ist, steigt der Öl-Preis in der Regel. Saudi-Arabien ist nach Einschätzung des IWF von der Staatspleite bedroht. Die Saudis werden alles unternehmen, um den Öl-Preis in die Höhe zu treiben.

Der Ölpreis steigt wieder. (Grafik: Zerohedge)

Der Ölpreis steigt wieder. (Grafik: Zerohedge)


Die Entwicklung kommt auch den USA und Russland entgegen: Die US-Regierung versucht seit langem, die Schiiten und die Sunniten gegeneinander auszuspielen. Ein hoher Ölpreis sichert auch den den Petro-Dollar und damit die Vorherrschaft des Dollar als Weltwährung.

Russland ist ebenfalls an einem hohen Ölpreis interessiert: Die Russen haben ihre Förderung auf Rekordhöhe getrieben. Sie profitieren von einem starken Dollar, weil der Großteil des russischen Öls immer noch in Dollar bezahlt wird. Die russische Wirtschaft steckt durchaus in einer Krise, die auch mit dem niedrigen Ölpreis zusammenhängt.

Die große Unbekannte sind die Lager: In den vergangenen Monaten sind die Lagerbestände von Rohöl massiv gestiegen. China hat in der Phase der niedrigen Preise besonders viel gehortet. Es ist unklar, wie lange diese reichen werden. Vor dem Hintergrund der neuen Eskalation im Nahen Osten muss angenommen werden, dass China schon seit längerem Hinweise auf diese Entwicklung hatte.

Die große Unbekannte für den Ölpreis sind die Lagerbestände: Die Lager sind randvoll.

Die große Unbekannte für den Ölpreis sind die Lagerbestände: Die Lager sind randvoll.


Das schwächste Glied in dieser Kette ist die EU: Sie kann weder militärisch im Nahen Osten mitmischen, noch kann sie den Ölpreis aktiv beeinflussen. Zwar sind auch in Europa die Lager gefüllt. Doch für die wegen der anhaltenden Euro-Krise wäre ein dauerhaft steigender Ölpreis Gift.

Zugleich würde sich Europa einer Verschärfung der Flüchtlingskrise gegenübersehen. Denn der Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten muss nicht zwangsläufig zu einem großen Krieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien führen. Stattdessen werden Stellvertreter-Kriege geführt – etwa im Jemen. Dort agiert Riad seit langem völkerrechtswidrig. Der Iran hat sich bisher zurückgehalten, könnte jedoch durch die offene Feindschaft mit Saudi-Arabien sein Engagement verschärfen. Riad hat am Wochenende bereits angekündigt, die von den UN vermittelte Waffenruhe im Jemen wieder zu beenden. Ähnlich wie im Jemen oder in Syrien könnte es zu vielen kleinen Stellvertreter-Kriegen kommen.

Die Türkei hat erst vor wenigen Tagen eine umfangreiche Allianz mit Saudi-Arabien bekanntgegeben. Diese könnte auch dazu führen, dass die ölreichen Gebiete in Kurdistan zu einem wichtigen Faktor werden. Die Türkei betriebt seit langem auch einen regen Öl-Handel mit dem IS, der sein Rohöl über die Türkei auf den Weltmarkt bringt – sehr zum Zorn des Irak, der der Türkei mittlerweile sogar offen mit Krieg droht, sollte Ankara seine Truppen nicht aus dem Iran zurückziehen.

Kopp Verlag


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Motiv Befreiungskampf Generalfeldmarschall Blücher

Quelle. Deutsche Wirtschafts Nachrichten vom 04.01.2016

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