Der Kapitalismus hat das Stadium der Ausplünderung erreicht – Deutschlands Angriff auf den IWF

28.05.2016
Dr. Paul Craig Roberts

Nachdem es Deutschland gelungen ist, die Europäische Union (EU) erfolgreich dazu zu benutzen, die griechische Bevölkerung in die Knie zu zwingen und zu unterwerfen, indem man die »linke« griechische Regierung zu einem willfährigen Vollstrecker der deutschen Bankeninteressen machte, steht aus deutscher Sicht nun den Plänen, Griechenland völlig auszuplündern, der Internationale Währungsfonds (IWF) im Wege.


Die Statuten und Bestimmungen des IWF verbieten es, Kredite an ein Land zu vergeben, das nicht zurückzahlen kann. Auf der Grundlage der vorliegenden Fakten und einer gründlichen Analyse ist der IWF zu dem Schluss gekommen, dass Griechenland seine Schulden nicht begleichen kann. Daher ist der IWF nicht bereit, Griechenland weitere Kredite zu geben, mit denen dann die privaten Banken bezahlt werden sollen.

Aus der Sicht des IWF müssen die Gläubiger Griechenlands dem Land einen Teil der Schulden erlassen, um die Schuldenlast Griechenlands auf ein Niveau zu verringern, das der tatsächlichen Leistungsfähigkeit der griechischen Wirtschaft entspricht.

Viele der heutigen Gläubiger Griechenlands sind zudem keine ursprünglichen Geldgeber des Landes, sondern haben die Schuldtitel irgendwann für einen Bruchteil ihres tatsächlichen Wertes aufgekauft, weil sie sich davon riesige Gewinne versprachen.

Aber die Banken wollen nicht, dass Griechenland seine Schulden bezahlen kann, weil sie die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands benutzen wollen, um Griechenland seiner realen Werte und Ressourcen zu berauben und das soziale Netz, das im 20. Jahrhundert errichtet worden war, zu zerstören. Der Neoliberalismus will praktisch einen neuen Feudalismus errichten – ein paar Räuberbarone herrschen über viele Leibeigene: Das eine superreiche Prozent steht den restlichen 99 Prozent gegenüber.

Aus der Sicht Deutschlands soll der IWF Griechenland das Geld leihen, mit dem dann die Schulden bei den privaten Banken bezahlt werden können. Griechenland wiederum soll dann seine Schulden beim IWF mit weiteren massiven Rentenkürzungen und dem Abbau des öffentlichen Dienstes und Stellenabbau finanzieren. Die so »eingesparten« Gelder sollen dann als Zins- und Tilgungszahlungen an den IWF fließen.

Aber da die bereits umgesetzten drastischen Einsparungen und Kürzungen nicht ausreichen, müssen zusätzliche Sparmaßnahmen beschlossen werden. So soll Griechenland gezwungen werden, wichtige, oft gewinnbringend arbeitende nationale Vermögenswerte, wie die öffentliche Wasserversorgung sowie Häfen und unter Naturschutz stehende Inseln, an ausländische Investoren zu verkaufen. Bei diesen Investoren handelt es sich zumeist um die Banken selbst oder deren Großkunden.

Bisher haben die sogenannten »Gläubiger« nur unverbindlich einen gewissen Schuldenschnitt angeboten, der allerdings erst in zwei Jahren wirksam werden soll. Aber in zwei Jahren werden große Teile der jüngeren Generation der Griechen ihr Land aus Perspektivlosigkeit bereits verlassen haben. An ihre Stelle werden Einwanderer treten, die vor den Kriegen Washingtons in der Nahmittelostregion und Afrika fliehen und das am Boden liegende Sozialsystem Griechenlands weiter belasten werden.

Griechenland wird mit anderen Worten von der EU bewusst zerstört, der es 1981 dummerweise voller Vertrauen beigetreten war. Eine ähnliche Entwicklung vollzieht sich bereits in Portugal, und auch Spanien und Italien droht ein ähnliches Schicksal. Die Ausplünderung hat bereits Irland und Lettland aufgefressen (sowie zahlreiche Länder Lateinamerikas) und nun bereits auch die Ukraine erfasst.

Die Schlagzeilen der Nachrichtenmedien berichten von einer Vereinbarung zwischen dem IWF und Deutschland hinsichtlich eines Schuldenschnitts für Griechenland in einer Größenordnung, die dem Land die Rückzahlung seiner Schulden ermögliche. Diese Meldungen sind falsch und irreführend. Kein »Gläubiger« hat bisher auch nur einen Cent seiner Forderungen abgeschrieben. Dem IWF wurden von den sogenannten »Gläubigern« nur unverbindliche »Zusagen« über einen nicht bezifferten Schuldenschnitt in zwei Jahren gegeben.

Mit diesen Meldungen und Berichten soll der IWF dazu gedrängt werden, gegen seine eigenen Regeln zu verstoßen. Mit dieser Zusage eines zukünftigen, nicht bezifferten Schuldenschnitts, so könnte der IWF nun argumentieren, sei Griechenland in der Lage, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, und daher könne der IWF Griechenland Kredite geben – nicht um seine Wirtschaft zu modernisieren, sondern um die privaten Banken zu bezahlen.

Der IWF ist mit anderen Worten ebenfalls zu einer der gesetzlosen westlichen Institutionen verkommen, deren Regeln und Bestimmungen ebenso wie die amerikanische Verfassung oder das Wort der Regierung in Washington keine Bedeutung mehr besitzen.

Die Medien loben die Ausplünderung Griechenlands weiterhin als »Rettungspaket«

Die Ausplünderung eines Landes und seiner Bevölkerung als »Rettungspaket« zu bezeichnen, ist Orwellsche Sprachverdrehung par excellence. Diese Gehirnwäsche ist so erfolgreich, dass selbst die Medien und Politiker des ausgeplünderten Griechenlands den Finanzimperialismus, unter dem Griechenland leidet, als »Rettungspaket« bezeichnen.

In der ganzen westlichen Welt haben verschiedenste Maßnahmen der Regierungen und der Unternehmen zu einer Stagnation des Einkommenszuwachses geführt. Um dennoch immer wieder weitere Gewinne verkünden zu können, sind die Megabanken und die weltweit agierenden Konzerne zur Ausplünderung übergegangen. Die sozialen Sicherungssysteme und die Wohlfahrtseinrichtungen – und in den USA sogar die Sicherheitsüberprüfungen an den Flughäfen – werden zunehmend privatisiert, und die Verschuldung wird, wie John Perkins in seinem Buch Bekenntnisse eines Economic Hit Man – Unterwegs im Dienst der Wirtschaftsmafia zutreffend beschreibt, dazu benutzt, ganze Länder reif für die Ausplünderung zu machen.

Der Kapitalismus hat das Stadium der völligen Ausplünderung und Selbstkannibalisierung erreicht. Verwüstung und Trostlosigkeit werden die Folgen sein.

Quelle: Kopp-online vom 28.05.2016


         Pusteblumen Wiese
              Frauen T-Shirt
                 Spreadshirt

 

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell, Geschichte, Kultur, Nachrichten, Politik, Soziales, StaSeVe Aktuell, Völkerrecht, Wirtschaft, Wissenschaft abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments