FLÜCHTLINGE – Deutschland trägt seit 30 Jahren Europas Asyl-Last

07:16

Nicht nur 2015 wurden in Deutschland die meisten Asylanträge gestellt. Seit Jahrzehnten nehmen wir in Europa den Großteil der Flüchtlinge auf. Doch auf den zweiten Blick leisten andere Nationen mehr.

Von Philipp Vetter Wirtschaftskorrespondent
Philipp Vetter

Niemand weiß, wie viele Flüchtlinge ins Land kommen.

So viele Asyleinwanderer leben in Deutschland

Quelle: Die Welt

Deutschland hat nicht nur im vergangenen Jahr die Hauptlast der Flüchtlingsströme nach Europa getragen. Auch bei einer langfristigen Betrachtung der vergangenen 30 Jahre stellt sich heraus, dass ein Drittel aller Asylanträge, die in dieser Zeit in den Staaten der heutigen EU, der Schweiz und Norwegen gestellt wurden, in Deutschland eingereicht wurden.

Das geht aus einer Studie des amerikanischen Pew Research Center hervor. Demnach baten seit 1985 in den 30 europäischen Staaten rund 11,6 Millionen Menschen um Asyl, 3,6 Millionen davon in Deutschland. In 20 der 30 untersuchten Jahre führte Deutschland die Liste der Länder an.

Innerhalb dieser Zeit kam es in Europa zeitweise aber auch zu deutlichen Verschiebungen. Während Ende der 80er-Jahre und Anfang der 90er-Jahre jeweils mehr als die Hälfte aller in Europa gestellten Asylanträge in Deutschland eingereicht wurden, sank der Anteil Deutschlands in den Jahren zwischen 2000 und 2010 nach einer Reform des Asylrechts deutlich.

Stattdessen war Frankreich in fünf Jahren und Großbritannien in vier Jahren das Land mit den meisten Anträgen. Inzwischen gehören diese Staaten wieder zu der Liste der Länder, die in Europa besonders wenige Flüchtlinge aufnehmen.

2015 so viele Asylanträge wie nie in den vergangenen 30 Jahren

Die Studie des Pew Research Center bezieht sich stets auf die offiziellen Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat. Die Zahl der offiziell gestellten Asylanträge weicht für das vergangene Jahr deutlich von der Zahl der registrierten Flüchtlinge ab.

Während laut Bundesregierung im vergangenen Jahr rund eine Million Flüchtlinge nach Deutschland kamen, lag die Zahl der Asylerstanträge bei nur rund 442.000. In absoluten Zahlen wurden in Deutschland damit europaweit die meisten Asylanträge gestellt – und zwar mit großem Abstand. Es folgen Ungarn (174.000) und Schweden (156.000). In Frankreich (71.000) und Großbritannien (39.000) gab es hingegen kaum einen Anstieg gegenüber den Zahlen des Vorjahres.

Insgesamt wurden 2015 in den 30 europäischen Staaten mit 1,325 Millionen Asylanträgen so viele wie nie in den vergangenen 30 Jahren gestellt. Die Zahl lag doppelt so hoch wie der bisherige Spitzenwert, der 1992 nach dem Zusammenbruch des Ostblocks erreicht wurde, als knapp 700.000 Asylsuchende nach Westeuropa kamen.

Größte Gruppe stammt aus Syrien

Betrachtet man allerdings nicht nur die absoluten Zahlen, sondern setzt sie ins Verhältnis zur Einwohnerzahl der aufnehmenden Länder, gehört Deutschland nicht zu den am stärksten belasteten Staaten. Zwar haben hierzulande mit 540 Asylanträgen pro 100.000 Einwohner im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viele Menschen Schutz gesucht wie im Durchschnitt aller europäischen Länder (250 pro 100.000 Einwohner).

An der Spitze der Rangliste steht Deutschland damit aber nicht. Ausgerechnet in Ungarn, das in der öffentlichen Debatte vor allem als Aufnahmeverweigerer dasteht, war die Zahl mit 1770 Anträgen pro 100.000 Einwohner mehr als drei Mal so hoch. Auf Platz zwei folgt Schweden (1600 Anträge), dahinter Österreich auf Rang drei (1000 Anträge). Deutschland folgt erst auf Platz sechs. Deutlich unter dem Durchschnitt und damit am Ende der Liste stehen auch drei große Länder: Italien (140), Frankreich (110) und Großbritannien (60).

Betrachtet man die Herkunftsländer der Asylsuchenden, stammt die größte Gruppe aus Syrien. Rund 378.000 Menschen kamen aus dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Land nach Europa, das entsprach 29 Prozent aller Flüchtlinge. 193.000 Menschen stammen aus Afghanistan, 127.000 aus dem Irak. Doch es gab auch zahlreiche Flüchtlinge aus Europa. Die Zahl der Kosovaren verdoppelte sich 2015 fast auf etwa 68.000, aus Albanien kamen 67.000 Menschen (2014 nur 16.000), und auch 21.000 Ukrainer beantragten Asyl. Sie haben in der Regel kaum eine Chance, als Flüchtling anerkannt zu werden.

Screenshot (657)

Nur leichter Anstieg des Anteils ausländischer Bürger

Laut der Studie des Pew Research Center haben allerdings auch die Rekordflüchtlingszahlen des vergangenen Jahres nur zu einem leichten Anstieg des Anteils ausländischer Bürger in den europäischen Ländern geführt. Waren 2015 noch elf Prozent der Bevölkerung außerhalb des Landes geboren, in dem sie lebten, kletterte dieser Anteil europaweit um 0,3 Prozentpunkte auf nun 11,3 Prozent.

In einzelnen Ländern war der Effekt jedoch deutlich stärker, so stieg der Ausländeranteil in Schweden, Österreich und Ungarn um jeweils mehr als einen Prozentpunkt. Auch Deutschland liegt deutlich über dem EU-Schnitt, der Anteil der ausländischen Bevölkerung kletterte um 0,7 Punkte auf nun 15,6 Prozent.

Die Flüchtlinge verändern jedoch nicht nur den Anteil der ausländischen Bevölkerung, sondern auch die Demografie. Die Mehrheit der Asylsuchenden in Europa (53 Prozent) sind laut der Studie junge Erwachsene zwischen 18 und 34 Jahren. Zudem waren 2015 etwa 73 Prozent der Ankommenden männlich. Aus einzelnen Herkunftsländern kommen sogar so gut wie gar keine Frauen.

So kamen aus Gambia 96 Prozent Männer, aus Pakistan und Bangladesch 95 Prozent. Der Anteil der jungen Männer zwischen 18 und 34 Jahren liegt europaweit bei 42 Prozent, in Deutschland gehören 39 Prozent der Asylsuchenden dieser Gruppe an. Den höchsten Anteil junger männlicher Flüchtlinge verzeichnet mit 74 Prozent Italien. Etwa sieben Prozent der Asylsuchenden, die im vergangenen Jahr in Europa ankamen, waren unbegleitete Jugendliche unter 18 Jahren.

Das Pew Research Center hat jedoch nicht nur die Daten der Flüchtlinge untersucht, sondern auch eine Befragung in aufnehmenden Ländern durchgeführt. Die Umfrage im Frühjahr dieses Jahres in zehn Staaten kam zu dem Ergebnis, dass überall eine Mehrheit die Flüchtlingspolitik der EU ablehnt. Allerdings gab es zwischen den einzelnen Staaten noch erhebliche Unterschiede. Am heftigsten ist die Ablehnung mit 94 Prozent in Griechenland, das zwar unterdurchschnittlich viele Flüchtlinge aufgenommen hat, aber durch die Ankunft von 850.000 Menschen allein in 2015, die dann größtenteils weitergereist sind, stark belastet war.

Es folgt Schweden, wo 88 Prozent die europäische Flüchtlingspolitik ablehnen. Deutschland liegt eher am unteren Ende der befragten Länder, hier lehnen 67 Prozent die Flüchtlingspolitik ab, 26 Prozent befürworten sie. Mehr Befürworter gibt es nur in den Niederlanden (31 Prozent). In acht der zehn befragten Länder glaubt zudem eine Mehrheit, dass die gestiegenen Flüchtlingszahlen auch eine höhere Terrorgefahr bedeuten, in der Hälfte der Staaten gibt eine Mehrheit an, dass Flüchtlinge Einheimischen Arbeitsplätze wegnehmen werden.

Quelle: Welt-online vom 03.08.2016

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Ulrike
Ulrike
7 Jahre zuvor

Wieso soll Europa überhaupt alle aufnehmen? Die sollen in ihren Ländern was arbeiten und aufbauen. Aber hier versorgt zu werden ist einfacher und bequemer.

Gegen Kriegsflüchtlinge sag ich gar nichts, aber gegen Wirtschaftsflüchtlinge.

Baufutzi
Baufutzi
7 Jahre zuvor

Und immer wieder das Gleiche. Der Zionistenami muss aus’m nahen Osten und Afrika raus und Ramstein muss geschlossen werden,dann können die Einheimischen dort Strukturen aubauen und alle wären glücklich.