33. Deutscher Naturschutztag: Starker Rückgang der Artenvielfalt

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Intensive Landnutzung sei die wichtigste Ursache für den Verlust der Artenvielfalt. Es gehe aber nicht nur darum, den Blick auf den Schutz einzelner bedrohter Tier- oder Pflanzenarten zu richten, sondern um ein integriertes Schutzkonzept, so eine der Hauptforderungen auf dem Deutschen Naturschutztag.


Ein Landwirt versprüht auf einem Getreidefeld unweit des brandenburgischen Wriezen ein Pestizid, aufgenommen am 10.05.2010.  (picture alliance / dpa / Patrick Pleul)Die Land- und Forstwirtschaft müsse völlig neu ausgerichtet werden, so eine Forderung des Bundesamtes für Naturschutz. (picture alliance / dpa / Patrick Pleul)

Es ist ein Herkulesakt, den Gordischen Knoten, den immerwährenden Konflikt zwischen Naturschutz und Landnutzung zu lösen. Aber nichts Geringeres hat sich der 33. Deutsche Naturschutztag vorgenommen, der dieses Jahr in Magdeburg stattfindet. Das zweijährliche Branchen-Treffen der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Naturschützer.

Intensive Landnutzung sei nach wie vor, heißt es, die wichtigste Ursache für den Verlust der Artenvielfalt. Es gehe aber nicht nur darum, den Blick auf den Schutz einzelner bedrohter Tier- oder Pflanzenarten zu richten, sondern um ein integriertes Schutzkonzept, erklärt Gastgeberin Claudia Dalbert von Bündnis 90/Die Grünen und Umweltministerin des Landes Sachsen-Anhalt.



„Wir müssen hier zu Maßnahmen kommen, die dem Naturschutz, dem Artenschutz dienen. Aber gleichzeitig auch anderen Zielen Hochwasserschutz, Kulturgüter und anderen mehr dienen.“

Stärkung bestehender Schutzgebiete

Es gehe auch darum, die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Naturschutzes gerade hinsichtlich der Flächen des Nationalen Naturerbes – wie beispielsweise des Grünen Bandes, das sich über knapp 1.400 Kilometer, von der Ostsee bis nach Thüringen entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze erstreckt – im Blick zu haben. Ein Projekt mit Barrieren und Lücken. Da finanzschwache Kommunen ihre Haushalte zunehmend durch den Verkauf von Naturflächen sanieren. Weshalb der Naturschutztag von Bund und Ländern ein größeres Engagement hinsichtlich der qualitativen Stärkung bestehender Schutzgebiete fordert.

Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz – kurz BfN – kritisiert, dass der Naturschutz bei der Flächennutzung beziehungsweise in der EU-Agrarförderung völlig zu kurz komme.

„Mit dem derzeit praktizierten Gießkannenprinzip – der weitaus größte Teil der Agrarsubvention ist ja nach der Gießkanne an die Fläche geknüpft, ohne große Gegenleistungen – damit muss endlich Schluss sein.“

Unzureichende EU-Agrarpolitik

Die Land- und Forstwirtschaft, die Naturschutzfinanzierung müsse völlig neu ausgerichtet werden. Denn die intensive Landnutzung und der Ausbau der Infrastruktur habe dazu geführt, so Jessel weiter, das die für den Naturschutz bedeutsamen Lebensräume weitgehend inselartig verteilt und isoliert seien. Das eingeführte Greening in der EU-Agrarpolitik sei völlig unzureichend.

„Wir merken das an dem starken Rückgang der Artenvielfalt in unseren Agrarlandschaften, wir merken es an dem Zustand der Böden und unseres Grundwassers, Stichwort vielfach hohe Nitratbelastung.“

Rettungsfond einrichten

Weshalb Beate Jessel vom Bonner Bundesamt für Naturschutz einen EU-Biodiversitäts- und Ökosystemfonds zum Schutz der biologischen Vielfalt von Schutzgebieten ins Gespräch bringt. Die Rede ist von 1,4 Milliarden Euro, mit dem der Fonds ausgestattet sein soll. Geld mit dem beispielsweise Waldbesitzer oder Landwirte für Nutzungsverzichte entschädigt werden könnten.

„Das ist erst mal eine Ausgangssumme. Dieses Geld muss erst mal sehr viel stärker bereits gestellt sein. Und wenn man sich mal die Agrarförderung anschaut, und wenn man sich da mal anschaut, was sind die sogenannten dunkelgrünen Maßnahmen, die wirklich ganz gezielt Naturschutzbelangen zu Gute kommen, ist das nur ein Bruchteil. Wenn ich richtig liege sind das knapp 0,2 Milliarden Euro. Da klafft eine große Lücke und darüber müssen wir uns unterhalten. Das ist ein ganz zentraler Punkt: Wie kommen wir hier auf europäischer Ebene zu einer besseren Finanzierung des Naturschutzes.“

Grünen-Politikerin Undine Kurth – Vizepräsidentin des Deutschen Naturschutzringes – droht schon mal in Richtung CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble mit einer Klage, falls der Rettungs-Fonds nicht kommen sollte.

„Nämlich die Bundesregierung zu verklagen, doch endlich das tut, wozu sie im eigenen Bundesnaturschutzgesetz verpflichtet ist: Einen guten Erhaltungszustand der Arten zu garantieren. Das ist keine Frage, ob Herr Schäuble Lust hat, Geld zur Verfügung zu stellen oder nicht. Sondern es ist eine Frage der Notwendigkeit, endlich etwas zu tun.“

Quelle: Deutschlandfunk vom 16.09.2016

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Ulrike
Ulrike
7 Jahre zuvor

Und wenn wir bald die Obergiftmischer Monsanto haben gibts noch mehr Gift in die Umwelt. Die wollen schliesslich was verdienen.