Stasi-Experte Hubertus Knabe empfiehlt Bundesjustizministerium nach Aktenstudium die Zusammenarbeit mit der Chefin der Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane, bei der Internetkontrolle zu beenden

Freitag, 02.12.2016, 08:54

 
IM Victoria – Anetta Kahane

Berlin. Nach exklusiver Einsicht der Stasi-Akte der Vorsitzenden der Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane, erhebt der Direktor der Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, Vorwürfe gegen Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). Es sei unverständlich, wieso das Bundesjustizministerium ausgerechnet Kahanes Stiftung für eine sensible Aufgabe wie die Kontrolle des Internets heranzog, schreibt der Stasi-Experte in einem Beitrag unter dem Titel „Stasi-IM als Netz-Spion?“ für das Nachrichtenmagazin FOCUS. Darin fragt Knabe: „Darf ein ehemaliger Stasi-Mitarbeiter für den Staat das Internet kontrollieren?“ Die Antwort des Stasi-Experten fällt klar aus: Das Bundesjustizministerium von Heiko Maas „wäre gut beraten, die Zusammenarbeit mit ihr zu beenden.“ Denn Maas habe die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung an einer Taskforce beteiligt, die das Internet kontrollieren soll.

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Laut Akte wurde Kahane im Juni 1974 vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) angeworben, schreibt Knabe. Sie sollte Kontakte zu Ausländern knüpfen, die das MfS als Informanten anwerben wollte. Unter dem Decknamen „Victoria“ lieferte sie Berichte über Freunde und Gesprächspartner. Kahane belastete auch Personen, die 1968 gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings protestiert hatten oder die mit dem Liedermacher Wolf Biermann sympathisierten. Sie beurteilte eine Studentin „als politisch ungefestigt und unklar“, einen anderen Gesprächspartner verdächtigte sie, Geheimdienstmitarbeiter zu sein. Von Feiern übermittelte sie akribisch Namen und Tätigkeiten aller Teilnehmer.

Kahane erhielt als Belohnung nicht nur Kaffee, Schnaps, Zigaretten und Kuchen. Das MfS schenkte ihr auch einen goldenen Füllfederhalter und eine Prämie von 200 Mark.

Wiederholt hob Kahanes Führungsoffizier hervor: „Die K. besitzt eine ausgeprägte positive Haltung zu den Sicherheitsorganen.“ Er schrieb auch: „Sie belastete Personen und sprach über persönliche Verbindungen.“ Sie habe umfangreiche Aussagen über Personen gemacht, die „potenziell für staatsfeindliche Handlungen, besonders in Richtung illegales Verlassen“ in Frage kämen. 1982 beendete sie aus persönlichen Gründen die achtjährige Zusammenarbeit.

„Verglichen mit anderen Inoffiziellen Mitarbeitern, ist Kahanes Stasi-Tätigkeit als mittelschwer einzustufen“, analysiert Knabe im FOCUS-Beitrag. Problematisch erscheine vor allem ihr Umgang damit: „Obwohl sie 1984 aus der DDR ausreiste, verschwieg sie ihre MfS-Biografie. Erst als sie Berliner Ausländerbeauftragte werden sollte und überprüft wurde, kam dieser Teil ihres Lebens 2002 in die Öffentlichkeit.“

Quelle: Focus-online vom 02.12.2016

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Ulrike
Ulrike
7 Jahre zuvor

Schickt diese Stasi-Tante endlich in die Wüste.

Illo
Illo
7 Jahre zuvor

„1982 beendete sie aus persönlichen Gründen die achtjährige Zusammenarbeit.“

War das denn so einfach möglich, dass da jemand ausgetreten ist?