Sexuelle Gewalt – Freispruch, weil der Vergewaltiger keinen Spaß hatte

Skandalöses Urteil in Mexiko: Weil der Angeklagte in einem Vergewaltigungsprozess seine Tat angeblich nicht genossen hat, ist er von einem Richter freigesprochen worden.

Frauen protestieren in Mexiko-Stadt gegen sexuelle Gewalt
AP

Frauen protestieren in Mexiko-Stadt gegen sexuelle Gewalt

 

Nach einer Silvesterparty soll Diego Cruz gemeinsam mit drei weiteren Schülern einer Eliteschule eine Klassenkameradin sexuell missbraucht haben. Vor einem mexikanischen Gericht war er angeklagt, das Mädchen an den Brüsten berührt und sie mit den Fingern penetriert zu haben.

Dieser Vorwurf wurde zwar bestätigt. Dennoch sprach Richter Anuar González den 21-Jährigen frei. Begründung: Der Angeklagte habe ohne „sexuellen Vorsatz“ gehandelt. Auch sei das Mädchen zu keinem Zeitpunkt „hilflos“ gewesen. Diese Version darf zumindest in Zweifel gezogen werden: Es gilt als unstrittig, dass die mutmaßlichen Täter ihrem Opfer das Handy abnahmen und es mit Gewalt in ein Auto zwangen. Zwei der mutmaßlichen Mittäter sollen das Mädchen vergewaltigt haben.

Das Opfer Daphne F. war zum Tatzeitpunkt 17 Jahre alt. Sie hatte sich dem Nachrichtenportal „Proceso“ zufolge im April 2015 einer Schwester anvertraut und dann Anzeige erstattet.

Cruz stammt wie seine drei mutmaßlichen Mittäter aus einer wohlhabenden Familie im mexikanischen Bundesstaat Veracruz. In den sozialen Netzwerken nannten sich die vier jungen Männer „Los Porkys“. Cruz war zwischenzeitlich nach Spanien geflohen, dann aber nach Mexiko ausgeliefert worden.

Der Freispruch sorgte laut einem Bericht des „Guardian“ für Empörung bei mexikanischen Frauen- und Menschenrechtsaktivisten. Der Fall zeige exemplarisch, dass in Mexiko fast immer der recht bekommt, der über genug Geld und gute Verbindungen zur Politik verfügt.

„Er hat sie sexuell berührt, aber weil er keinen Spaß hatte, ist es kein sexueller Missbrauch?“, fragte die Frauenrechtlerin Estefanía Vela Barba. „Auch wenn kein Vergnügen dabei war, war es doch ein bewusster Akt der Demütigung.“ Das Urteil sei verheerend, denn der Richter stelle damit klar, dass eine Berührung ohne beiderseitiges Einverständnis kein Missbrauch sei.

Der Fall „Porky“ sorgt auch deshalb für einen Aufschrei, weil er sich im Küstenstaat Veracruz ereignet, der als Symbol für das Versagen des mexikanischen Staats im Kampf gegen eine korrupte Justiz steht.

Im Krieg der Drogenkartelle kam es immer wieder zu schwersten Verbrechen und Entführungen. Mehr als 1000 Frauen gelten in Veracruz als vermisst, Anfang des Monats wurden mehr als 250 menschliche Schädel in einem Massengrab entdeckt, das mutmaßlich von einem Drogenkartell eingerichtet wurde. Der Ex-Gouverneur des Bundesstaats, Javier Duarte, ist auf der Flucht, nachdem ihm die Unterschlagung öffentlicher Gelder in großem Stil angelastet worden war. Er wird von Interpol gesucht. Während seiner Amtszeit von 2010 bis 2016 grassierten Korruption und Kriminalität, unter anderem wurden 19 Journalisten ermordet.

ala

Quelle: Spiegel-online vom 29.03.2017

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