ARD-Talk: Warum Herbert Grönemeyer keine 50 Flüchtlinge bei sich aufnimmt

06.10.2015
Markus Mähler

Deutschlands Kluft zwischen Arm und Reich wächst so rasant wie noch nie. Die Mittelschicht geht gerade unter, jetzt muss sie auch die Last für Flüchtlinge schultern – und zwar gerne. Das fordern Jauch, Grönemeyer und Schweiger. Und selbst? Die oberen Zehntausend machen in der Krise einen schlanken Fuß, das zeigte gestern Abend wieder der ARD-Talk. Selbst Politiker wie Vizekanzler Gabriel laden die Verantwortung gerade beim Volk ab. Was in diesem Chaos gerade noch gefehlt hat: Ein Geheimpapier rechnet mit dem »Zusammenbruch der Versorgung«. Jedem Flüchtling folgen bis zu acht Angehörige nach. Werden es bald sechs oder zwölf Millionen sein?


Herbert Grönemeyer meidet Deutschland, wo es nur geht. Die Stimme des Ruhrpotts gab seiner Heimat mit »Bochum, ich komm‘ aus dir! Bochum, ich häng‘ an dir!« zwar eine Hymne. Dort leben möchte er allerdings nicht mehr. Deutschlands vielleicht bodenständigster Popstar residiert lieber anonym und zurückgezogen in Hampstead – wo London richtig edel ist.

Ausgerechnet Grönemeyer also, der vor den Deutschen floh, wird Pate der ARD-Themenwoche »Heimat« und sagt: Wir müssen den Menschen helfen, »die ihre Heimat verloren haben.« Sie sollen sich hier »eine neue, zweite Heimat» aufbauen. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen widmet sich gerade wieder mal den Flüchtlingen und schwört das Land noch einmal auf die grenzenlose Willkommenskultur ein.

Grönemeyer 2015 – London, ich komm aus dir! London, ich häng an dir!

Den Auftakt der Themenwoche »Heimat« machte gestern Abend Günther Jauch mit seinem Talk: »Flüchtlingsrepublik Deutschland ‒ wo liegen unsere Grenzen?« Auch der Heimatflüchtling Grönemeyer saß – oder besser gesagt: lümmelte – dort mit ausgestreckten Beinen und orangefarbenen Socken in der Runde. Der Ruhrpott-Poet, der jetzt aus dem noblen London kommt, legte dabei einen bizarren Auftritt hin.

Übel gelaunt, abgehoben und zänkisch watschte er den abwesenden Horst Seehofer ab: Wenn der bayerische Ministerpräsident mit Angela Merkels »Wir schaffen das!« nicht einverstanden sei, solle er es doch bitte »intern« besprechen und nicht öffentlich. So traurig sieht Deutschlands Debattenkultur in der Flüchtlingskrise aus. Die Frage: »Wie schaffen wir das eigentlich?«, ist verboten. Direkt sagte es der Popstar zwar nicht, aber das Halbgesagte sprach Bände: Schnell einen Maulkorb für den »Brandstifter« Seehofer, sonst kommt das Volk noch auf dumme Gedanken …

Von Promi zu Promi: »Müssen wir uns den Schuh anziehen?«

Promi Jauch fragte dann seinen Mit-Promi Grönemeyer, ob es sich die Bessergestellten nicht zu leicht machen, wenn sie den Deutschen öffentlich eine Willkommenskultur um jeden Preis einimpfen.

Dabei drückte sich der Talk-Moderator gerade selbst vor seinem schlechten Gewissen und stammelte stockend:

»Ich höre das auch, Sie hören es vielleicht auch: Ihr habt gut reden, Ihr könnt es Euch leisten, in Häusern zu wohnen, wo Ihr nicht konkurriert um billigen Wohnraum mit Menschen in sozialen Brennpunkten. Ihr schickt Eure Kinder in Privatschulen. Ihr habt gar keine Ahnung, was jeden Tag auf der Straße, in der Schule oder auf den Ämtern los ist. Müssen wir uns diesen Schuh anziehen?«


Der Wahl-Londoner Grönemeyer fand das nur »etwas weit hergeholt« und »ein bisschen zynisch«. Wenn »man mir jetzt unterstellt, ich wüsste nicht, was jetzt im realen Leben stattfindet, dann ist das absurd«. Die Zuschauer unterstellten dem Sänger aber genau das. Jauch gab zu, dass die Reaktionen während der Sendung vernichtend ausfielen: Die Talk-Runde betreibe nur Schönwetterreden. Zum Beweis wurde ein Kommentar aus dem Internet eingeblendet: »Wie viele Flüchtlinge haben Herr Yogeshwar und Herr Grönemeyer (in England) bei sich aufgenommen?«

Grüße aus der Wirklichkeit: »Wie kann es denn überhaupt noch weitergehen?«

Jauch reagierte darauf nur patzig: »Das ist wieder der Klassiker.« Weder Jauch, noch Grönemeyer, noch Yogeshwar haben einen einzigen Flüchtling bei sich aufgenommen. ARD-Journalist Ranga Yogeshwar druckste nur von »Zeit«, die man doch investieren könne. Grönemeyer selbst gab in der Sendung verlegen zu, dass seine neue Wahlheimat Großbritannien nur 2000 Flüchtlinge in der Krise aufgenommen hat.

Zurück zur deutschen Realität: Minuten zuvor hatte Michaela Vogelreuther den Druck geschildert, unter dem gerade ein ganzes Land wegen der Flüchtlinge steht. Die Leiterin des Sozialamts Fürth sei von Merkels »Wir schaffen das!« erschrocken gewesen. Sie sprach von der Verzweiflung in den deutschen Behörden: »Wie kann es denn überhaupt noch weitergehen?« Überall im Land sind nicht nur die Turnhallen überfüllt, »wir stießen schon nach zwei Wochen an unsere Kapazitäts-Grenzen«. Gerade kommt aber der Strom der Flüchtlinge erst so richtig in Fahrt und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Millionen Flüchtlinge im Nahen Osten preisen »die mitfühlende Mutter Merkel« und folgen der Einladung ins vermeintliche Paradies.

Und plötzlich steht ein Bus voller Flüchtlinge vor dem Rathaus

Wie Flüchtlinge die Demokratie und das Leben in Deutschland verändern, erklärt Sozialamtsleiterin Vogelreuther so: »Es heißt, die Woche musst du 50 nehmen und dann wird der Bus vor das Rathaus gestellt und ich muss die dann unterbringen – koste es, was es wolle.« Es fehlt an Betten, Duschen, Toiletten. Sie sucht jeden Tag neue Unterkünfte, muss immer mehr Flüchtlinge verteilen. Aus 800 werden schnell 1600.

Dieser wahnsinnige Druck lastet nicht nur auf Fürth, sondern auf vielen Kommunen im Land. Am Ende müssen immer mehr Mieter Platz machen. Die überforderten Behörden schaffen sich inzwischen mit dem Kündigungshammer Wohnraum. Frei nach der Maxime: Die Deutschen werden schon was anderes finden. Die überforderte Sozialamtsleiterin läuft dabei in einem Einspielfilm durch die Zeltstädte in Fürth. Bilder wie in Syrien; mitten in Deutschland. Das war noch vor einem Jahr undenkbar.

Flüchtlinge? Bitte nicht vor Grönemeyers Haustür

Deutschland versinkt im Chaos und Herbert Grönemeyer lässt seinen guten Worten keine guten Taten folgen – dabei ist er doch Pate der »Heimat«-Woche in der ARD! Es wäre so schön gewesen, wenn der Pop-Millionär die überlastete Michaela Vogelreuther in den Arm genommen hätte: »Schickt mir den nächsten Bus mit 50 Flüchtlingen vor meine Tür. Ich entlaste Euch und werde sie schon versorgen.« Im noblen Londoner Norden scheint Europas Flüchtlingskrise wie ein Problem vom anderen Stern – und das wird auch so bleiben.

Wie Prominente am Ende das Asylchaos für Werbung in eigener Sache ausnutzen, hat bereits Til Schweiger gezeigt. Er streichelte sein Ego und wollte ein eigenes Flüchtlingsheim bauen. Dann wurde bekannt, dass darin dubiose Geschäftspartner verwickelt sind und merkwürdige Figuren aus einer Söldneragentur mitmischen. Inzwischen lässt sich mit der Unterbringung von Flüchtlingen Kasse machen, so etwas zieht Abzocker an.

Til Schweiger hat immer noch kein eigenes Flüchtlingsheim

Am Ende verliefen Tils große Pläne im Sand, aber ganz Mediendeutschland hatte den Wohltäter gefeiert – für nichts. Auf seiner Facebook-Seite schrieb der Selbstdarsteller sogar aufgeregt wie ein Schuljunge: »Bäm!!! Der Vizekanzler hat sich gemeldet!«

Sigmar Gabriel nahm sich nicht nur Zeit für Schweiger, zusammen feierten beide ihre neue Männerfreundschaft sogar in der Bild-Zeitung. Alles für Flüchtlinge? Auf jeden Fall alles in eigener Sache.

Den Deutschen gefiel so viel scheinheilige Außendarstellung im Namen der Flüchtlinge gar nicht. Schweiger reagierte auf die Kritik in der ihm eigenen Weise und polterte auf Facebook zurück: »Anstatt uns bei einer extrem wichtigen Sache zu unterstützen, gießt ihr eure Häme aus …! Schämt euch!!! Aber ich scheiß auf euch und zieh mein Ding durch!!!!«

Plötzlich entscheiden wieder Bürger über die illegale Einwanderung

Vizekanzler Sigmar Gabriel spricht inzwischen lieber wieder mit den Deutschen als mit dem Promi Schweiger. Vermutlich, weil das Wahlvolk Merkel und ihre chaotische Asylpolitik inzwischen mit immer mehr Verachtung bestraft. Das belegen inzwischen sogar offiziöse Umfragen in der ARD. Noch vor ein paar Wochen hat Gabriel aufgebrachte Anwohner vor einem überfüllten Flüchtlingsheim als »Pack« beschimpft, das ausgegrenzt gehört.

Jetzt erklärte er am Sonntagabend in der Tagesschau – kurz vor dem Jauch-Talk »Flüchtlings-Republik Deutschland« –, wie Demokratie in unserem Land auf einmal wieder laufen muss: »Man muss sich vor allem drum kümmern, dass die deutsche Gesellschaft nicht vernachlässigt wird. Am Ende entscheiden nicht die Verfassung oder wir Politiker über die Höhe der Aufnahme, sondern die Bürger hier im Land.«

Hat das Volk wirklich nach den Flüchtlingen gerufen?

Die Bürger reiben sich verwundert die Augen. Leidet das Volk etwa unter Amnesie? Wann waren noch einmal diese Massendemonstrationen, in denen Millionen Menschen auf die Straße gingen und laut skandierten: Holt bitte alle Flüchtlinge dieser Welt zu uns? Erinnert sich keiner mehr an die vielen Transparente? Auf denen stand doch: »Wir schaffen das!« Oder war es alles nur die einsame Entscheidung einer Kanzlerin und ihrer Politkaste? Deutschland hat in der Asylkrise alles vergessen. Kein Wunder, befindet es sich doch seit Monaten im Zangengriff von Leitmedien und Großer Koalition.

Mit diesem Taschenspielertrick räumt Gabriel das Versagen der Politik ein. Sie handelt seit Monaten gegen den Willen der Mehrheit und jetzt – im größten Chaos – schiebt der Vizekanzler die Verantwortung plötzlich wieder dem Volk zu. Das soll mit seiner überwältigenden Willkommenseuphorie die Politiker förmlich in das große Flüchtlingsabenteuer getrieben haben.

Deutschland im Herbst: Lynchjustiz, Messer, Holzlatten und Metallstangen

Inzwischen wacht auch die Politik verkatert aus dem Jubelrausch auf. Die Kanzlerin kennt in ihrer Liebe zu den Flüchtlingen zwar weiter kein Erbarmen: »Das Grundrecht auf Asyl […] kennt keine Obergrenze.« Dafür verliert der sachliche, unaufgeregte Thomas de Maizière die Contenance. Der Innenminister berichtet von merkwürdigen Beobachtungen. Anekdoten über Flüchtlinge im Herbst 2015: »Sie gehen aus Einrichtungen raus, sie bestellen sich ein Taxi, haben erstaunlicherweise das Geld, um Hunderte von Kilometern durch Deutschland zu fahren«, sagt der Innenminister. »Sie streiken, weil ihnen die Unterkunft nicht gefällt, sie machen Ärger, weil ihnen das Essen nicht gefällt, sie prügeln in Asylbewerbereinrichtungen.«

Angriffe mit Messern, Holzlatten, Metallstangen, zertrümmerte Einrichtungen, Lynchjustiz und die Sprünge verzweifelter Opfer aus dem dritten Stock – was in den deutschen Sammelunterkünften Tag für Tag passiert, gleicht immer mehr den Bildern aus den Kriegsgebieten unserer Welt. Eine Hundertschaft der Polizei musste am 24. September in die Flüchtlingsunterkunft in Donaueschingen einmarschieren. Es wurden »gefährliche Gegenstände« gefunden, verharmloste der Polizeisprecher diese beispiellose Razzia.

Was noch kommen wird: 920 000 Flüchtlinge in drei Monaten

Und das war alles erst das Vorspiel. Die offiziellen Zahlen zur Krise sind bisher nur Makulatur. Sie wurden gerade erst auf 800 000 hochkorrigiert, jetzt rechnen deutsche Behörden schon wieder mit viel mehr Flüchtlingen. Allein von Oktober bis Dezember sollen weitere 920 000 nach Deutschland kommen. Die Bild beruft sich dabei auf eine vertrauliche interne Prognose: 1,5 Millionen Flüchtlinge im Jahr 2015. Die Zahl steht.

Das Behördenpapier spricht von einem beispiellosen »Migrationsdruck« mit bis zu 10 000 illegalen Grenzübertritten pro Tag. Das wird Länder und Kommunen an den Rand des Kollapses bringen. Es drohe ein »Zusammenbruch der Versorgung«. Wohncontainer und mobile sanitäre Einrichtungen für Flüchtlingsunterkünfte seien kaum noch zu beschaffen.

Jeder Flüchtling lässt bis zu acht Angehörige nachkommen

Und es kommt immer noch schlimmer, in dem geheimen Papier steht: »Aufgrund der familiären Strukturen in den Herkunftsstaaten des Nahen Ostens« wird damit gerechnet, dass jeder Flüchtling vier bis acht Angehörige nachkommen lassen wird.

Bei 1,5 Millionen Flüchtlingen werden das bald sechs bis zwölf Millionen sein. Vorausgesetzt, in Deutschland werden nicht ganz schnell die Grenzen geschlossen.

Bereits jetzt ächzen die deutschen Sozialsysteme unter der größten Last seit der Deutschen Einheit vor 25 Jahren. Die Schlangen vor den Sozialämtern werden lang und länger und Wirtschaftsexperten rechnen durch die Asylkrise mit immer mehr Arbeitslosen, mehr als 90 Prozent der Flüchtlinge brauchen Hartz IV. Das alles trifft ein Land, in dem die Schere zwischen Arm und Reich schon beispiellos weit auseinandergegangen ist.

Die Sozialsysteme am Limit: Wie viel Fremdheit verträgt ein Land?

Die Flüchtlinge mögen Deutschland für das Paradies halten, in Wahrheit herrscht nirgendwo sonst auf dem ganzen Kontinent eine so große soziale Ungleichheit wie hier. Nirgendwo sonst ist das Vermögen ungleicher verteilt. Nirgendwo sonst in der Eurozone werden die Reichen schneller reich und die Armen so rasant ärmer. 20 Prozent der Deutschen haben gar kein Vermögen mehr, sieben Prozent besitzen sogar nur Schulden. Das Nettovermögen der Arbeitslosen hat sich seit 2002 sogar halbiert. Im stabilen Wachstumsmotor Deutschland läuft bereits eine hochexplosive Mischung, die jetzt auch noch durch Millionen Flüchtlinge verstärkt wird.

Wer jetzt noch Netto-Einzahler in deutsche Sozialsysteme ist und sich fragt, ob die Rente sicher ist, der wird bald ganz auf der Verliererseite stehen. Das Thema der Stunde lautet: Was verträgt die soziale Gemeinschaft in Deutschland überhaupt noch und wie viel Fremdheit kann sie überleben?

»Herr Jauch, Sie müssen dann Arabisch sprechen«

All das hat im ARD-Talk wieder mal keine Rolle gespielt. Es war eine Sendung in der Wohlstandsblase. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt inzwischen mehr als ein Drittel des Vermögens. Dazu gehören auch Jauch und Grönemeyer. Sie haben gestern wieder einer ganzen Fernsehnation gezeigt: So sorglos lässt es sich nur im Wohlstand schlafen. Wer nie unter der sich abzeichnenden Krise leiden wird, taugt auch zum naiven Sittenwächter für ein Land in der Flüchtlingskrise.

Der verträumte Günther Jauch schreckte nur in einem Moment besorgt auf. Er hatte gerade sein Schlusswort pathetisch über die Runden gebracht: »Wenn wir in 25 Jahren sagen können, dass die Integration der Flüchtlinge uns so gelungen ist wie die Deutsche Einheit, dann haben wir es vermutlich ganz gut gemacht.« Da warf Ranga Yogeshwar ein: »Herr Jauch, Sie müssen dann Arabisch sprechen.« Da stammelte der überforderte Moderator nur noch: »Das werde ich vermutlich nicht mehr bewältigen können.« In 25 Jahren wäre Jauch 84, Grönemeyer ebenso, Merkel sogar 86. Diese Generation wird nicht mehr erleben, was sie angerichtet hat.
Der Weg zum Wunschkredit
Quelle: Kopp-online vom 06.10.2015

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