In der Affäre um die Bremer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (#Bamf) werden nach Angaben der Behördenchefin #Jutta Cordt rund 18.000 positive Bescheide nochmals überprüft. Es werde „mit Hochdruck aufgeklärt“, versicherte Cordt am Freitag in der Berliner Bamf-Außenstelle.
Die Bamf-Präsidentin stellte die Ergebnisse einer internen Revision ihres Hauses vor. Die Ergebnisse im Überblick:
- In 4568 Fällen waren zwei verdächtige Anwaltskanzleien beteiligt – von diesen Fällen wurde eine Stichprobe von 161 Fällen gezogen, die genauer analysiert wurden
- Die restlichen 4407 Asylverfahren werden darauf untersucht, ob die Entscheidungen zurückgenommen werden müssen.
- Bei rund 73 Prozent der überprüften positiven Asylentscheidungen aus Bremen wurden „Implausibilitäten“ festgestellt, so Cordt. Zum Beispiel sei das Dublin-Verfahren nicht beachtet worden oder Umstände „nicht ausreichend“ aufgeklärt worden.
- In rund 40 Prozent der verdächtigen Bremer Fälle muss ein Widerruf beziehungsweise eine Rücknahme der Asylentscheidung eingeleitet werden. Das heißt aber nicht unbedingt, dass ein Flüchtling den Flüchtlingsschutz verliert – denn die Beweislast dafür, dass der Flüchtling den Schutz zu Unrecht bekommen hat, liegt beim Bamf, wie Cordt erklärte.
- In rund 30 Prozent der beanstandeten Bremer Verfahren sei keine erkennungsdienstliche Behandlung (zum Beispiel die Abnahme von Fingerabdrücken) erfolgt oder sie erfolgte später als vorgesehen.
Welche Maßnahmen die Bamf-Chefin angeordnet hat
Cordt veranlasste auf Basis des Revisionsberichts unter anderem;
- fehlende erkennungsdienstliche Behandlungen müssen nachgeholt werden
- weitere Stichproben-Prüfungen in allen Bamf-Außenstellen, in denen die Schutzquoten deutlich von den sogenannten Referenzschutzquoten abweichen (das heißt, es gibt ungewöhnlich viele positive Asylentscheidungen)
- Anfang 2017 sei im Bamf ein „Qualitätssicherungssystem“ eingeführt worden: seitdem gelte bei allen Asylentscheidungen in den Außenstellen das Vieraugenprinzip
So reagieren Politiker auf den #Skandal
Innenstaatssekretär Stephan Mayer wies in der „Passauer Neuen Presse“ Vorwürfe, das Bundesinnenministerium würde die Bamf-Affäre verschleiern, als „null und nichtig“ zurück. „Das Gegenteil ist der Fall. Wir sind an einer schonungslosen und vollständigen Aufklärung interessiert.“
Wegen des Skandals will die #FDP einen #Untersuchungsausschuss im Bundestag beantragen, der allerdings auch die gesamte Flüchtlingspolitik der Bundesregierung seit 2014 durchleuchten soll. Innenminister #Horst Seehofer (#CSU) zeigte sich am Donnerstag offen dafür, dass die BAMF-Affäre parlamentarisch aufgearbeitet wird.
Für die #Grünen erklärte Fraktionschef Anton #Hofreiter, das BAMF sei schon seit Jahren „eine ganz schwierige Behörde“. Seehofer müsse nun zügig für Aufklärung sorgen, sagte Hofreiter dem Sender n-tv.
Die Linken-Politikerin #Ulla Jelpke erklärte, „es wäre das Mindeste, auch die Ablehnungsbescheide für Asylanträge zu prüfen“.
Quelle: Focus-online vom 19.05.2018
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