Auf dem Scheiterhaufen: Russland verbrennt Soros-Bücher

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25.01.2016
Andreas von Rétyi

In den letzten Tagen hat es wieder einigen Tumult um George Soros gegeben. Nachdem Russland das Soros-Stiftungsnetzwerk im vergangenen Jahr als »unerwünschte Organisation« einstufte, fanden nun kontroverse Bücherverbrennungen statt – vernichtet wurden dabei verschiedene mit Unterstützung von Soros veröffentlichte Lehrbücher. Die Aktion stieß im Westen auf massive Kritik und Ablehnung, sie wird als Wut des Kreml interpretiert, da Soros sich für Demokratie in den ehemaligen Ostblockländern stark mache. Aber ist das die ganze Wahrheit?


Dass Multimilliardär George Soros und Russlands Präsident nicht gerade beste Freunde sind, dürfte sich allgemein herumgesprochen haben. Eine längere Geschichte, an deren vorläufigem »Ende« vor allem eine wesentliche Entscheidung Putins steht: Das weltweit aktive Netzwerk der Open Society Foundations (OSFs) von Soros darf seit 2015 in Russland nicht mehr tätig sein.

Die russische Generalanwaltschaft begründete diese Entscheidung mit Gefahren für die verfassungsmäßige Ordnung sowie unter anderem auch für die Sicherheit des Staates. Ganz klar stehen damit Befürchtungen von bedrohlicher Unterwanderung und unzulässiger Einmischung in Verbindung. Im Westen, wo Soros weithin als Philanthrop hoch angesehen ist, wird das natürlich völlig anders interpretiert. Der 85-jährige »Börsenguru« wolle lediglich gegen autoritäre Regime vorgehen und die betroffenen Gesellschaften für die Demokratien öffnen – eben jeweils eine »Open Society« schaffen.

Das täuscht allerdings kaum darüber hinweg, dass der Megaspekulant mit seinen Aktivitäten schon lange ganz wesentlich Einfluss auf die Weltpolitik nimmt. Einige kritische Autoren weisen darauf hin, die Clintons hätten dem aus Ungarn stammenden Soros seinerzeit gerade auch nach Russland viele wesentliche Türen geöffnet, die sich unter Putins Ägide zunehmend wieder verschlossen.

Natürlich keine guten Startvoraussetzungen für ein freundschaftliches Miteinander. Nur sind Putins Entscheidungen wohl kaum emotional begründet. Vielmehr erfolgen sie als logische Konsequenz dessen, was die Open Society Foundations in anderen Ländern bewirkt haben: Proteste, Instabilität, Umbruch. Der Kremlchef wird gewiss nicht untätig zusehen wollen, bis sich die Geschichte in seinem Land wiederholt.

Und nun brennen offenbar Bücher. Allesamt Publikationen, die auf George Soros und sein Netzwerk zurückgehen und bisher in den Beständen russischer Schulen und Hochschulen anzutreffen waren. In der nördlichen russischen Teilrepublik Komi wurden laut internationalen Medienberichten bereits etliche Hundert Publikationen aussortiert und entfernt. Berichten zufolge geht aus einem behördlichen Schreiben jene »Vernichtung mittels Verbrennung« hervor. 53 Bücher seien demnach bereits auf diese Weise vernichtet worden.

Das wird nun in westlichen Medien scharf kritisiert und insbesondere als ausgesprochene Hassaktion gegen Soros aufgegriffen, der wegen seiner demokratischen philanthropischen Bemühungen, in die er bereits Milliardensummen investierte, regelrecht zum Buhmann in Russland geworden sei.

Dieser Angriff auf die Stiftungsarbeit von Soros sei verheerend für das Bild Russlands und ein Affront gegen den Westen, so schrieb die Welt am 15. Januar. Ohne Zweifel, Bücherverbrennungen wecken düsterste Erinnerungen. Abgesehen von diesem so besonders bedrückenden Symbolcharakter signalisieren sie stets explizite Zensur missliebiger Meinungen und Informationen, können somit nie gutes Licht auf die Initiatoren solcher Aktionen werfen.

Sogar Russlands Kulturminister Wladimir Medinski, selbst Autor und unter anderem Verfasser des Buches »Mythen über Russland«, hieß die beschriebene Bücherverbrennung alles andere als gut, sondern sprach stattdessen von »derart seltsamen historischen Assoziationen«, dass sie seiner Einschätzung nach »völlig unzulässig« und »nicht autorisiert« sei. Dabei wird Medinski landläufig als jemand beschrieben, der einem aufgeklärten europäischen Geist kaum sehr aufgeschlossen gegenüberstehe. Wie aufgeklärt dieser gerne zitierte Geist nun wirklich ist, dürfte wohl auf einem anderen Blatt Papier stehen. Und wie unparteiisch die westliche Welt wirklich informiert wird, wohl ebenfalls.

Was aber eine Bücherverbrennung angeht, sind sich die meisten einig. Das kann nicht der richtige Weg sein. Doch führte sie sehr plastisch vor Augen, welches Wutpotenzial sich hier offensichtlich aufgestaut hat, eben auch gegen die Einflussnahme der Open Society Foundations.

Von russischer Seite und Zuständigen vor Ort werden weniger dramatische Umstände ins Feld geführt. Demnach handele es sich lediglich um das Ausmisten von alten Beständen, keineswegs um eine von Hass angetriebene Aktion. Die Bibliothekarin einer Berufsschule in der Stadt Workuta erklärte, nicht nur einmal so verfahren zu haben, um veraltete Buchbestände loszuwerden. Diese Bücher seien schon seit Jahren nicht mehr ausgeliehen worden.

Allerdings zirkulieren ohnehin widersprüchliche Berichte, wie so oft. Entsprechend meldete in diesem Fall die Interfax-Nachrichtenagentur, das Bildungsministerium von Komi habe die Verbrennung dementiert, die Bücher seien lediglich aus dem Verkehr gezogen und in einem Lagerhaus untergebracht worden.

Außerdem sei es jedoch übliche Praxis, Bücher, die sich in einem sehr schlechten Zustand befänden oder aber überflüssig geworden seien, schließlich zu verbrennen. So könnte sich also vielleicht auch bald herausstellen, dass hier wirklich unkorrekte Informationen im Umlauf sind und die Geschichte absichtlich aufgebauscht wird. Soll hier schon wieder ein falsches Bild erzeugt werden, um zusammen mit verbrannten Soros-Büchern eine entsprechende Stimmung zu schüren? Soros und die OSF als Märtyrer?

An sich gehe von den betroffenen Werken kaum ein größeres Gefahrenpotenzial aus, zumindest nicht vordergründig – so meinen zumindest deren Autoren wie unter anderen Lew Jacobson, Prorektor der Higher School of Economics (HSE) der Lomonossow-Universität in Moskau. Bücher zu verbrennen, das sei ganz unabhängig vom Inhalt nun wirklich eine merkwürdige Tat, so der Professor. Auch sein Buch »Ökonomie des öffentlichen Sektors« fiel der Aktion zum Opfer, ebenfalls andere Titel zu Wissenschaft, Technik, Logik, Kriminalistik oder auch dem Surrealismus.

Wie gesagt, die westlichen Medien sind sich zu den Hintergründen unmittelbar einig – Russlands unbegründeter Hass gegen George Soros hat hier ein Ventil gefunden. Seine Anstrengungen zur Förderung der Demokratie seien im Land einfach höchst suspekt. Der Multimilliardär infiltriere Staat und Gesellschaft. Und jeder schiebe dort die Verantwortung auf jemand anderen. So wollten die zuständigen Behörden in Workuta selbst nicht viel mit der Bücherverbrennung zu tun gehabt haben – die betreffende Anweisung, die Buchbestände zu überprüfen, sei vielmehr von oben gekommen.

Es zähle ohnehin zum klassischen Muster in Russland, die Verantwortung auf andere abzuwälzen, so ist zu vernehmen. Als ob dieses »klassische Muster« nicht weltweit anzutreffen wäre. Aus der erwähnten Anordnung gehe jedenfalls hervor, dass die Bücher den Jugendlichen eine »verzerrte Wahrnehmung der vaterländischen Geschichte« sowie auch »der russischen Ideologie fremde Vorstellungen« vermittelten.

Nun darf ganz schlicht davon ausgegangen werden, dass Russland in Folge des Verbots der Open-Society-Stiftungen einige weitere präventive Maßnahmen ergreift, um Infiltration zu vermeiden. Und das aus sehr guten Gründen. Immerhin haben die Soros-Stiftungen wohl vieles auf der Welt gestiftet, nur eben selten Frieden. Soros, der sich selbst als Spezialist für Ungleichgewichte bezeichnete, Ungleichgewichte, durch die er meist wirtschaftlich profitierte, bewirkte vielmehr in vielen Regionen der Welt und eben gerade in östlichen Ländern verheerende Umbrüche. Vielfach aus dem Hintergrund hat er die jeweilige Entwicklung dorthin massiv beeinflusst. Seit den 1980er Jahren schon ist er diesbezüglich äußerst aktiv, davon war auch auf KOPP Online bereits wiederholt und ausführlich die Rede.


Ob nun in Polen, der Ukraine, Georgien, Mazedonien oder zahlreichen anderen Ländern hat er bereits deutlichen politischen Einfluss genommen und nachhaltige Umwälzungen hervorgerufen. Daraus macht auch Soros selbst kein größeres Geheimnis. Er unterstützte Protestbewegungen, sorgte beispielsweise in Georgien für die Rosenrevolution, wobei Aleksandre Lomaia, OSF-Leiter in Tiflis, schließlich unter Micheil Saakaschwili zum Chef des georgischen Sicherheitsrats aufstieg.

Soros war auch bereits im Vorfeld des Maidan aktiv; seine Rolle in der Ukraine-Revolution ist unbestritten und sein Medienzentrum in Kiew kanalisiert Informationen ganz nach seinem Sinne an die internationale Presse. Die Ukraine erweist sich als eines seiner großen Spekulationsobjekte, wieder sollen Ungleichgewichte ihm zum Vorteil gereichen, nicht zuletzt, wenn Soros davon spricht, eine Milliarde in die Ukraine investieren zu wollen. Allerdings knüpft sich daran die Bedingung, dass Europa und auch die USA rund 50 Milliarden Dollar in den Wiederaufbau fließen lassen – gleichsam als Erfolgsgarantie, um letztlich selbst von der zuvor aufgekauften ukrainischen Konkursmasse profitieren zu können.

Doch im Vordergrund steht natürlich immer die Philanthropie. Angesprochen auf andere vorgebliche Philanthropen zeigt sich allerdings auch Soros skeptisch. So kürzlich in einem aktuellen Interview mit dem Soros-erfahrenen Journalisten Gregor Peter Schmitz.

Er sprach ihn auf die weltweiten Schlagzeilen an, die Mark Zuckerberg unlängst machte, als er ankündigte, 99 Prozent seines Vermögens wohltätigen Zwecken zukommen lassen zu wollen. Soros antwortete darauf, er glaube zwar, diese neue Riege der IT-Milliardäre leiste durchaus wertvolle Beiträge, doch wolle er sich auch den Hinweis gestatten, dass Zuckerberg sein Vermögen nicht fortgegeben und auch keine wohltätige Stiftung eingerichtet habe, sondern eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung.

Diese sei in der Lage, weiter zu investieren, und stehe unter vollkommener Kontrolle von Zuckerberg. Ob dies ein »PR-Stunt« sei oder nicht, könne er nicht sicher entscheiden, doch handele es sich ganz sicher »nicht einfach um Wohltätigkeit«. Und das trifft wohl mit mindestens vergleichbarer Sicherheit auch auf George Soros zu, dessen lange Lebensgeschichte voller Beispiele für nicht so ganz selbstlose Selbstlosigkeit ist.In diesem Kontext ist auch das »Spekulations-Objekt« Ukraine zu sehen. Er selbst sprach im November von der »Geburt einer neuen Ukraine« und erklärte zudem: »Ich empfinde keine Feindseligkeit gegenüber dem russischen Volk. Wir stehen aber gegen das Putin-Regime, welches das russische Volk ausbeutet.«

Und Soros? Wo seine Stiftungen ins Spiel kamen, hinterließ er weitgehend eine Spur aus dem Gleichgewicht geratener Volkswirtschaften und Länder. Wahrlich kein Wunder also, wenn Putin entsprechende Maßnahmen ergreift, auf dass sich die Geschichte in seinem Land nicht wiederhole.


Klar ist doch, dass sich hier ein Mann, der durch Hochrisiko-Spekulationen ein Milliardenvermögen akkumulierte, in unzulässig weitreichender Weise in die Weltpolitik einmischt und Politiker weltweit in seinem ganz privaten Marionettentheater spielen lassen will. Die vermeintlich linksliberale Umverteilung gerät schnell zur Farce, hier findet ein Einmann-Machtpoker statt, und kaum einer kennt die Macht des Geldes besser als Soros.

Nun findet die Einflussnahme durch Soros wahrlich nicht erst seit gestern statt. Vor beinahe 20 Jahren erschien in der FAZ ein Artikel unter der Überschrift: »Der kroatische Präsident warnt abermals vor Verschwörung«.


Das klang in typischer Weise gewollt anrüchig, doch auch Tudjman hegte gewiss nicht umsonst tiefgreifende Bedenken gegen die Open Society Foundations. Die ursprünglich als humanitäre Organisation zugelassene Soros-Stiftung versuche durch technische und finanzielle Unterstützung junger Menschen Voraussetzungen für die Ablösung der gegenwärtigen Autorität zu schaffen sowie Kontrolle über sämtliche Bereiche des Lebens zu gewinnen, ausgehend von den Medien und dem Bereich der Kultur.

Außerdem wolle Soros die Regierung stürzen, um durch eine neue Führung genehme Kräfte ans Ruder zu setzen, die von den unsichtbaren Befehlshabern anerkannt würden. Der Mainstream tut sich natürlich leicht damit, solche Aussagen ins Reich der Verschwörungstheorien zu verbannen. Einfach der passende Stempel drauf und ab in die große Schublade. Nichts einfacher als das.


Doch der Prozentsatz der Öffentlichkeit, der auf diese Kategorisierung hereinfällt, nimmt glücklicherweise rapide ab. Viele erkennen, welche gar nicht so zarten Bande im Hintergrund geknüpft werden und wer das Heft wirklich in der Hand hält.

Quelle: Kopp-online vom 25.01.2016

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Ulrike
Ulrike
8 Jahre zuvor

Recht so dass Russland diesen Kerl aus dem Land geworfen hat. Der denkt doch nur an seinen eigenen Geldbeutel. Ein Menschenfreund ist das nicht, im Gegenteil.

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