Streit um politisches Erbe von Franz Josef Strauß

16.04.2016
Christian Jung

Der CSU wird über Übervater streitig gemacht. Ausgerechnet durch die AfD wird der Mann, der sowohl Bayern als auch die CSU großgemacht hat, seit Dienstag besonders geehrt. Mit einer Gedenktafel am Geburtshaus des langjährigen bayerischen Ministerpräsidenten erinnert die AfD an die Tugenden, die der CSU aus Sicht der aufstrebenden Konkurrenz verloren gegangen seien. Horst Seehofer und seine Mannen reagieren verschnupft. Die Münchner CSU schweigt. Doch mittlerweile ist klar: Die CSU wird nun von dritter Seite zur Abstimmung gezwungen.

Diese Schläge tun weh. Kurzentschlossen hämmert AfD-Landeschef Petr Bystron die Nägel in die Wand des Hauses in Münchens Schellingstraße 47. Ohne Genehmigung der Kirche, der dieses Haus gehört, hat Bystron (Bild links) nicht nur eine Gedenktafel, sondern eine These mitten in der bayerischen Landeshauptstadt angeschlagen: »Mittlerweile ist die CSU eine Schande für Bayern geworden«, erklärt Bystron.

Seehofer warnt CSU vor AfD

Seine provokante Analyse begründet er damit, dass »die CSU zusammen mit den Grünen versucht, die SPD links zu überholen«. CSU-Vorsitzender Seehofer sieht allerdings gegenüber dem Münchner Merkur keinen Bedarf, sich zu diesem Vorwurf zu äußern. Tatsächlich ist Seehofer jedoch hochgradig nervös. Erst im November hatte er auf dem CSU-Parteitag seine Mitstreiter davor gewarnt, die AfD zu unterschätzen. Ihr Potenzial sei in Bayern drei Mal höher, als dies die Umfragen aufzeigten. Da stand die AfD noch bei acht Prozent.

Bystron attackiert daher eine ohnehin schon nervöse CSU. Für ein starkes Bayern und für konservative Werte stehe die CSU mittlerweile nicht mehr. Dafür sei die AfD da, erklärt er.

Strauß wäre beim Original

Insbesondere David Bendels (CSU) widerspricht Bystron da vehement. Der frühere Mitarbeiter von Strauß-Tochter Monika Hohlmeier sieht die politische Heimat für konservative Werte immer noch in der CSU.




Doch Bendels, stellvertretender Sprecher der CSU-Basisbewegung »Konservativer Aufbruch«, weiß auch, dass seine Partei Lücken gelassen hat, die die AfD nun begierig auffüllt.

Die Initiative für so eine Gedenktafel hätte eigentlich von der Münchner CSU-Stadtratsfraktion unter dem zweiten Bürgermeister Josef Schmid kommen müssen, meint Bendels.

»So aber wurde es der AfD leider sehr einfach gemacht, dass sie Franz Josef Strauß nunmehr öffentlichkeitswirksam für sich vereinnahmen kann.«

Besatzungsrecht-Amazon

Stadtrat wird über Gedenktafel abstimmen müssen

Bendels ist sich sicher: »Franz Josef Strauß wäre heute garantiert nicht Mitglied der AfD. Er wäre beim Original«. Doch ob das Original noch bei Franz-Josef Strauß wäre, kann man bezweifeln. Denn die Münchner CSU schweigt auffällig zu dem ›Taferl-Streit‹.

Mittlerweile wurde die Tafel wieder entfernt. Die Eigentümergesellschaft erklärte, dass man sich nicht gegen Franz-Josef Strauß ausspreche, aber der Stadtrat solle über eine Gedenktafel befinden. Die Münchner CSU wird nun Farbe bekennen müssen. Denn die Vertreter von Alfa, der AfD-Abspaltung, im Stadtrat kündigten gestern Abend per Pressemitteilung einen entsprechenden Antrag an.

Quelle: Kopp-online vom 16.04.2016

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell, Geschichte, Kultur, Nachrichten, Politik, Soziales, StaSeVe Aktuell, Völkerrecht, Wirtschaft, Wissenschaft abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments