Putin und arabische Staaten schlagen USA und ISIS im Nahen Osten ein Schnippchen

10.09.2015
F. William Engdahl

In Nahost braut sich um Syrien und die Terroroperation ISIS, die Unruhe, Terror und Chaos über den Nahen Osten, mittlerweile aber auch bis tief in die EU bringt, etwas Großes zusammen. Zu dem »etwas« gehören intensive Diskussionen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem saudi-arabischen Königshaus, den Vereinigten Arabischen Emiraten, den Präsidenten Ägyptens und Jordaniens und anderen.


In den Online-Medien kursierten in den vergangenen Tagen Berichte, Putin habe entschieden, russische »Bodentruppen« nach Syrien zu schicken. Putin und die russische Regierung haben dies umgehend dementiert. Vom russischen Standpunkt wäre die Entsendung auch verrückt. Die Geschichte der Sowjetunion und die neuere russische Geschichte zeigen, dass man dort nie so leichtsinnig wäre, insbesondere zu einem Zeitpunkt, wo man mit einer Einkreisung durch die NATO und einem von den USA angezettelten, gegen Russland gerichteten Krieg in der Ukraine konfrontiert ist.

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass die russische Führung an einer Strategie arbeitet, um den Krieg der Washingtoner Neocons in Syrien zu beenden und dem gesamten Spiel von Pentagon und dem US-Außenministerium in Nahost – das erstmals mit der Irak-Invasion unter US-Präsident George W. Bush erkennbar wurde – einen schweren Schlag zu versetzen. Washington spürt, dass etwas Großes im Gang ist, man ist wütend, aber auch verwirrt. Wir können davon ausgehen, dass Sergei Lawrow ein weit besserer Schachspieler ist als US-Außenminister John Kerry.

Ein Mosaikmuster

Die russische Diplomatie und Gestaltung der Außenpolitik sind von anderer Qualität als die Großtuerei und Arroganz des US-Außenministeriums nach dem Motto »Macht schafft Recht«, die wir insbesondere in den 25 Jahren seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion erleben konnten.

Moskaus Außenpolitik und Diplomatie ähneln heute mehr der klassischen europäischen Diplomatie der verhandelten Beilegung von Streitigkeiten zum gegenseitigen Vorteil – das Markenzeichen von Otto von Bismarcks Deutschem Reich am Ende des 19. Jahrhunderts –, durch die ein friedlicher stabiler Rahmen für die wirtschaftliche Entwicklung Russlands geschaffen wird.

Mische dich nicht in die inneren Angelegenheiten deines Nachbarn ein. Verhandele souveräne Abkommen und Handelsverträge und halte dich daran. Jeder, der das anzweifelt, möge sich die Substanz der jüngsten russischen Außenpolitik und der abgeschlossenen Handelsverträge einmal unabhängig anschauen.


Die erste Anomalie stach mir in Petersburg anlässlich des Internationalen Wirtschaftsforums im Juni ins Auge. Erst nach Ende der Konferenz wurde in den Medien bekannt, dass es noch einen weiteren, ganz unerwarteten Gast gab, der vom russischen Präsidenten persönlich eingeladen worden war: Saudi-Arabiens Verteidigungsminister und Sohn des Königs, Prinz Mohammed bin Salman.

Sein Treffen mit Putin war in der Tat produktiv. Berichten zufolge wurden sechs Verträge im Umfang von circa zehn Milliarden Dollar unterzeichnet, darunter die Kooperation im Kernenergiebereich. Danach wird Russland in Saudi-Arabien bis zu 16 Kernkraftwerke bauen. Weitere Bereiche waren Kooperation in der Raumfahrt, Infrastruktur-Entwicklung und ein Vertrag über russische Hightech-Rüstungsgüter.

Letzteres bedeutet für die Saudis eine große Veränderung. Seit dem Abkommen zwischen dem saudi-arabischen König Ibn Saud und US-Präsident Roosevelt war ihr Land ein loyaler »Klientelstaat« der Vereinigten Staaten. Es passte zu ihrem Verständnis des nationalen Selbstinteresses. Die Saudis kauften US-Waffen für mehrere Hundert Milliarden Dollar. Das Pentagon erhielt sogar die Genehmigung, im Königreich zwei Luftwaffenstützpunkte zu errichten, die 2003 für US-Luftangriffe gegen Saddam Husseins Irak genutzt wurden.


Die Beziehungen zur saudischen Monarchie sind zurzeit nicht nur abgekühlt, sondern tiefgekühlt. Die Saudis haben zu verstehen gegeben, dass sie sich durch Washingtons jüngstes Atomabkommen mit dem Iran verraten fühlen.

Wichtiger ist ihnen wahrscheinlich, wie sich immer mehr zeigt, Washingtons Nahoststrategie seit dem 11. September 2001: Aufrufe zum Putsch wie gegen Gaddafi in Libyen oder Mubarak in Ägypten oder gegen Ben Ali in Tunesien 2011, Umstürze und Regimewechsel, die im gesamten Nahen Osten Washington-hörige Organisationen der Moslembruderschaft an die Macht brachten.

Seit den 1950er Jahren erfreut sich die ursprünglich in Ägypten entstandene Geheimgesellschaft der Moslembruderschaft, die ihr Gründer Hassan al-Banna zutreffender als eine »Kunst-des-Todes-Sekte« beschreibt, enger Beziehungen zur amerikanischen Central Intelligence Agency. Über weitere Einzelheiten können Sie Graham Fuller befragen, der für die CIA und später die US-Denkfabrik RAND Corporation bei dem Projekt eine maßgebliche Rolle spielte. Es basiert auf einer alten Masche des britischen Empires – setze andere Dummköpfe dafür ein, Deine Kriege zu führen.


In den 1950er Jahren, als Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser die Moslembruderschaft nach einem versuchten Mordanschlag verbot, organisierte Miles Copeland, CIA-Stationschef in Kairo, insgeheim die Ausreise von Schlüsselmitgliedern der Bruderschaft ins erzkonservative wahhabitisch-muslimische Saudi-Arabien. Zunächst wurden die Mitglieder der Moslembruderschaft dort als gläubige Muslime willkommen geheißen, die in ihren Koranschulen und religiösen Universitäten als Lehrer wirken konnten.

Die damalige CIA unter Allen Dulles überredete die saudische Monarchie, die verbotene Moslembruderschaft finanziell zu unterstützen und neu zu organisieren und damit einen Zusammenschluss mit dem saudisch-fundamentalistischen wahhabitischen Islam und dem saudischen Ölreichtum zu schaffen, um in der gesamten muslimischen Welt eine Waffe gegen gefürchtete sowjetische Übergriffe zu schmieden – einen Dschihad gegen »Ungläubige«. Ein junger Saudi mit Namen Osama bin Laden sollte später aus dieser Ehe zwischen der Moslembruderschaft und dem wahhabitisch-saudischen Islam hervorgehen.

Diese Ehe ging, wie so viele andere, in den letzten Jahren in die Brüche. Die Saudis waren 2013 maßgeblich an der Finanzierung der Machtübernahme durch den ägyptischen Militär und heutigen Präsidenten Abd al-Fattah as-Sisi beteiligt und unterstützten den Sturz des von Obama und der CIA gestützten Moslembruders und Präsidenten Mursi. Washington war nicht erfreut.

Die Spannungen mit den Saudis über die US-Unterstützung für die Moslembruderschaft, einschließlich des Ablegers ISIS, sind seither ständig gestiegen. Am 5. Januar 2015 griffen ISIS-Kämpfer saudi-arabische Grenzwachen an der irakisch-saudischen Grenze an, es gab drei Todesopfer. ISIS-Mitglieder waren in geheimen Zellen im Königreich aufgespürt worden. Im Juni 2014 verhafteten saudi-arabische Sicherheitskräfte rund 100 mutmaßliche ISIS-Kämpfer. Ihnen wurde vorgeworfen, im November einen Anschlag auf die saudische schiitische Gemeinschaft verübt zu haben. Der ISIS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi erklärte das Königreich Saudi-Arabien zur neuen wilayat – Provinz – des Islamischen Staats, was die saudische Monarchie ganz und gar nicht komisch fand.


Die ISIS-Attacke auf saudisches Territorium fand nur wenige Tage vor dem Tod König Abdullahs statt. Diese Attacke und weitere Faktoren leiteten einen Wandel in der Gesamtstrategie des neuen Königs Salman ein, auch in Syrien, wo das Königreich zuvor jeden finanziell unterstützt hatte, der bereit war, gegen Präsident Baschar al-Assad zu den Waffen zu greifen. König Abdullah hatte den ehemaligen saudi-arabischen Botschafter in Washington, Prinz Bandar bin Sultan, zum Chef des Geheimdienstes ernannt und ihm die Verantwortung für den Krieg gegen Assad übertragen. Bandar stand der Bush-Familie in Washington 23 Jahre lang so nahe, dass George W. Bush ihn liebevoll »Bandar Bush« nannte. Am 29. Januar dieses Jahres entließ der neue König als eine seiner ersten Amtshandlungen Prinz Bandar als Chef des Nationalen Sicherheitsrats und ordnete anschließend die Auflösung des gesamten Rates an.

Bandar hatte den schmutzigen Krieg in Syrien gegen Assad finanziert, einschließlich der Unterstützung für die terroristische Al-Nusra-Front, die manchmal auch »al-Qaida in Syrien« genannt wird. Diese inszenierte im August 2013 unter falscher Flagge den Sarin-Anschlag in Ghuta, der Barrack Obama beinahe dazu bewogen hätte, den Krieg zu erklären, bis Russland dem US-Präsidenten einen gesichtswahrenden Rückzug von seiner törichten »roten Linie« anbot.

In den ersten Tagen seiner Regentschaft setzte König Salman die Chefs von Geheimdienst und Streitkräften sowie Saud bin Faisal ab, der 40 Jahre lang Außenminister gewesen war. Salman brachte eine neue Generation ans Ruder. Der Russlandbesuch von Prinz Salman war das erste deutliche Signal für eine mögliche geopolitische Neuorientierung Saudi-Arabiens.

Jetzt ist klar, dass ein grundlegender saudi-arabischer »Schwenk« eingesetzt hat, der das Königreich weg von Washington und hin zu neuen Allianzen führt, die ihm mehr Sicherheit gewähren könnten. Von Moskau wird offensichtlich bei diesem saudischen Schwenk eine entscheidende Rolle erwartet.

ISIS ein Todeskult

ISIS behauptet eine direkte Abstammung von der Moslembruderschaft über al-Qaida von Osama bin Laden (erinnern Sie sich noch an den?) im Krieg der afghanischen Mudschaheddin in den 1980er Jahren gegen die sowjetischen Streitkräfte, bis zu al-Qaida in Irak und Syrien, die zum Islamischen Staat in Irak und Syrien – ISIS – wurde.

ISIS, der sich später »IS« nannte, war ursprünglich als Projekt von CIA und dem israelischen Mossad gemeinsam mit dem türkischen Geheimdienst MİT und unter Erdoğans Kontrolle gegründet worden. Er sollte psychotische Söldner aus aller Welt vereinen – Tschetschenien, Afghanistan, Saudi-Arabien und sogar der chinesischen turkischen Provinz Xinjiang –, die sich als islamische Dschihadisten ausgaben; die CIA nannte es »Operation Hornissennest«. Unterstützt von den Neocons John McCain und Lindsey Graham im US-Senat ließ die Obama-Regierung sunnitischen Dschihadisten in Syrien mehrere Hundert Millionen Dollar zukommen; Dschihadisten, die jetzt »überraschend« Mitglieder von ISIS sind. ISIS hat sogar Bilder von eigenen Kämpfern mit Senator John McCain gepostet. Als israelische Journalisten darauf hinwiesen, dass die Buchstaben »I-S-I-S« auch für den englischen Namen des Mossad»Israeli Secret Intelligence Service« – stehen, verkündeten die Dschihadisten über YouTube umgehend einen neuen Namen: »Islamischer Staat« oder »IS«, ein dürftiger Vertuschungsversuch.

Eine vertrauenswürdige Quelle aus dem Umkreis des von den Saudis unterstützen Multi-Milliardärs und ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri sagte unter Bedingung der Wahrung ihrer Anonymität, das endgültige grüne Licht für den Krieg gegen den Irak und Syrien mit ISIS sei hinter verschlossenen Türen beim Energiegipfel des Atlantic Council vom 22. bis 23. November 2013 in Istanbul erteilt worden. Das Atlantic Council war eine der einflussreichsten US-Denkfabriken der USA und der NATO in außenpolitischen und geopolitischen Fragen.

Dieselbe Quelle erklärte, der entscheidende Koordinator der militärischen Operationen von ISIS oder Da’ash sei der US-Botschafter in der Türkei, Francis Riccardione. »Soweit ich weiß, passiert nichts ohne Botschafter Riccardione«, sagte der Hariri-Vertraute. Eine Fraktion innerhalb der saudischen Königsfamilie beobachtete all diesen Unfug offensichtlich mit wachsendem Unbehagen, insbesondere, als ISIS begann, heimlich nach Saudi-Arabien vorzudringen.


Grundlegende Veränderung in der arabischen Welt

Gegenwärtig ist eine grundlegende Veränderung in der ehemaligen Unterstützung der arabischen Golfstaaten für ISIS in Syrien und der gesamten Region im Gang. Laut einigen Berichten aus Damaskus wurde die finanzielle Unterstützung durch Saudis und Golfstaaten für IS oder ISIS oder Da’ash, wie er im Arabischen heißt, am 14. Juli 2015 abrupt gestoppt. Das war wenige Wochen nach den St. Petersburger Gesprächen zwischen Präsident Putin und dem saudi-arabischen Verteidigungsminister Prinz Salman.

Natürlich löst ein Gespräch keine grundlegende geopolitische Veränderung aus. Was auf den Besuch von Prinz Salman am 18. Juni folgte, könnte jedoch genau eine solche bewirken.

Am 26. August kam Ägyptens Präsident Abd al-Fattah as-Sisi nach Moskau, wo er mit Präsident Putin über die Schaffung einer »Koalition zur Bekämpfung des Terrorismus im Nahen und Mittleren Osten« diskutierte, explizit gerichtet gegen ISIS und andere Terrororganisationen im Umfeld der Moslembruderschaft wie die al-Qaida in Syrien, die bekannt ist als »Al-Nusra-Front«. Es war sein drittes Treffen mit dem russischen Präsidenten seit 2014.


Die saudische Monarchie war über die Welle von Farbenrevolutionen von 2011 entsetzt, die die US-Regierung in Gang setzte und die zum Sturz langjähriger saudi-arabischer Verbündeter wie Mubarak in Ägypten führte. Ägypten hatte traditionell die Rolle eines geopolitischen Zentrums gespielt, das für alle Araber einschließlich der Golfstaaten agierte. Deshalb markiert eine Hinwendung Kairos unter dem Saudi-unterstützten as-Sisi zu Russland ein kolossales Scheitern der westlichen und vor allem amerikanischen Politik im Nahen Osten und der islamischen Welt.

Auf as-Sisis Treffen folgten unmittelbar, auf Putins Einladung, Treffen mit dem Kronprinzen und stellvertretenden Minister der Streitkräfte Abu Dhabis, Mohammed bin Zayid al-Nahyan, und Jordaniens König Abdullah II. Unter anderem wurde über eine mögliche Lösung der Syrien-Krise gesprochen. Vor zwei Jahren stellte die Moslembruderschaft eine direkte Bedrohung für die Zukunft der jordanischen Monarchie sowie Ägyptens und anderer Staaten dar, die vom »Arabischen Frühling« der CIA und des Außenministeriums aufs Korn genommen wurden.

Als Nächster wird Scheich Tamim bin Hamad Al Thani von Katar, ehemals tatkräftiger finanzieller Unterstützer der Moslembruderschaft und von ISIS gegen die Assad-Regierung in Syrien, am 14. September 2015 in Moskau mit Putin zusammentreffen. Dann folgen der Emir von Kuwait und der saudische König Salman, der die Gespräche seines Sohnes vom Juni fortsetzen wird.

Erkennbar wird ein klares Muster, und zwar eines, das der US-Regierung in Washington nicht gefällt: Eine Koalition gegen ISIS in Syrien, gebildet aus Saudi-Arabien und Mitgliedsländern des Gulf Cooperation Council, gemeinsam mit Jordanien und Ägypten und eindeutig stillschweigender Billigung der Rolle des Iran und der vom Iran unterstützten Hisbollah.

Derweil hat Russlands Außenminister Sergei Lawrow klargestellt, dass Russland seine militärische und logistische Unterstützung für die syrische Regierung aufstockt, nicht aber russische Kampftruppen nach Syrien entsendet, wie einige Medien berichteten. Am 7. September erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa vor der russischen Presse, Russland habe nie verheimlicht, dass es Syrien militärische Ausrüstung für den »Kampf gegen den Terrorismus« geliefert habe. Außerdem berichtete sie, dass Außenminister Sergei Lawrow seinem amerikanischen Amtskollegen John Kerry am Telefon gesagt habe, es sei »verfrüht«, über Russlands Beteiligung an Militäroperationen in Syrien zu sprechen.

Ein Vertreter des syrischen Militärs erklärte der Nachrichtenagentur Reuters, es habe kürzlich eine »große Veränderung« in der russischen militärischen Unterstützung gegeben, angeblich einschließlich neuer Waffen und Ausbildung: »Unsere Verbindungen entwickeln sich ständig, aber dieser Tage hat es eine strategische Veränderung gegeben. Im Arabischen sprechen wir von einer qualitativen Veränderung, das heißt groß.«

Darüber hinaus wiederholte Lawrow, Russland erkenne Baschar al-Assad als legitimen Präsidenten Syriens an; Putin erklärte nach Gesprächen, Assad sei bereit, die Macht bei zukünftigen Wahlen mit legitimen syrischen oppositionellen Gruppen zu teilen, das heißt keine US-unterstützten Terrororganisationen.

Lawrow kritisierte die amerikanische Position, die vor der Abhaltung von Wahlen Assads Rücktritt verlangt, als »kontraproduktiv«, er verglich die Haltung des gesamten Westens gegenüber Syrien mit dem Scheitern im Irak und in Libyen. Das war ein Konter gegen die Desinformation westlicher Medien auch in Europa, es habe einen »geheimen Deal« mit der Obama-Regierung gegeben, Assad vor Wahlen zum Rücktritt zu zwingen, anstatt die Menschen in Syrien ohne ausländische Einmischung entscheiden zu lassen.

Außenamtssprecherin Sacharowa veröffentlichte umgehend eine Erklärung: »Russland unterstützt die strikte Umsetzung des Genfer Kommuniqués über Syrien vom 30. Juni 2012, es hält die Normen und Prinzipien des Völkerrechts ein und respektiert die Souveränität anderer Staaten… Russland betreibt kein Social Engineering, wir ernennen oder entlassen keine ausländischen Präsidenten…«. Es war ein klarer Seitenhieb gegen Washington und seine endlosen Farbenrevolutionen.

Russland hat eindeutig keinen »geheimen« Deal mit der Obama-Regierung, Assad zum Rücktritt zu zwingen. Solch ein Verstoß gegen das Völkerrecht, sich in Wahlentscheidungen eines souveränen Landes einzumischen, widerspricht der gesamten außenpolitischen Haltung Russlands. Es würde seine Glaubwürdigkeit im wachsenden Kreis der Verbündeten in aller Welt untergraben, die darauf vertrauen, dass Russland unter Putin und Lawrow zu seinem Wort steht und ein prinzipielles Gegengewicht zu Washingtons Vorgehen bildet. Ein solches Verhalten Moskaus wäre eine törichte Form von »russischem Roulette«, bei dem alle Kammern geladen sind. Nach allem, was man erkennen kann, neigen Putin und Lawrow nicht zu politischem Selbstmord.

In Washington nimmt die Verzweiflung zu. Angeblich verlangt man, dass das NATO-Mitglied Griechenland seinen Luftraum für russische Flugzeuge auf dem Weg von und nach Syrien sperrt. Außenminister Kerry droht Lawrow in der Syrienfrage. Es entsteht eine völlig neue Matrix von Beziehungen im gesamten Nahen und Mittleren Osten, bei der Russland die Rolle des Vermittlers und Friedensstifters spielt, ausgenommen gegenwärtig die türkische Regierung von Recep Erdoğan.

Solch eine russische Strategie ist gegenwärtig in Umrissen erkennbar. Russland unterstützt eine friedliche Lösung durch Wahlen in Syrien und eine Isolierung von ISIS. Washingtons Neocon-Kriegsspielen, die nur Chaos, Umsiedlung und weiteres Töten verbreiten, würde ein Ende gesetzt. Sowohl die Amerikaner als auch die gesamte westliche Welt in Europa haben Besseres verdient als das, was ihnen ihre Kriegsmacher bescheren.

Quelle: Kopp-online vom 10.09.2015

 

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Johannes Wagner
Johannes Wagner
7 Jahre zuvor

Das ist ja einfach alles nur entsetzlich! Mir verschlägt es den Atem vor Sprachlosigkeit.

Ich bin rein zufällig, weil ich eigentlich was ganz anderes im Internet suchen wollte, auf diese Sache mit der Operation „Hornissennest“ aufmerksam geworden.

Einige Fragmente an Seltsamkeiten, habe ich zwar in den letzten Jahren bemerkt, aber in diesem ungeheuerlichen Umfang, das hätte ich nie für möglich gehalten. Die ganze Öffentlichkeit der westlichen Welt wird über die wahren Absichten und Pläne extrem hinters Licht geführt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass nicht die Mehrzahl aller westlichen Entscheidungsträger keine Ahnung von alle dem haben – umso so schlimmer ist diese wahrhaft apokalyptische von skrupellosen Menschen verursachte Katastrophe. Es ist ein Verrat an der gesamten Menschheit, an allen Ländern und Völkern, es ist unerträglich, einfach unfassbar. Ich verstehe überhaupt nicht mehr, dass offenbar alle Medien dabei mitspielen. Was ist da auf diesen Planeten für ein Satan unterwegs ? Wie kann man noch das aller schlimmste der größtes möglichen Katastrophe, einen atomaren Krieg, überhaupt noch verhindern? Oder sind da die Entscheidungen für so einen Krieg auch schon längst getroffen ? Wie erklären sich die massiven Aufrüstungsbestrebungen, vor allem der Atommächte sonst anders ? Abschreckung ? Gegen Wen ? Eine geplante Vernichtung des größten Teils der Menschheit wird dabei eiskalt in Kauf genommen? Wieviel Wahnsinn muss noch geschehen, oder ist die Blindheit und Taubheit, die Herzenskälte und der Egoismus, die Gier und die Machtlust, unter den Menschen schon im allgemeinen so groß geworden, dass alle diese Warnungen, all das Entsetzen über die Zustände allerorts auf Erden, einfach nicht mehr zählen, nicht mehr wahrgenommen werden wollen ? Flucht vom Planeten Erde ist leider nicht möglich, bleibt nur noch Gebet und Hoffnung übrig, auf eine neue Welt in Zukunft !! Johannes