Akte Fitzek – Als der „König von Deutschland“ schlauer sein wollte als die Bafin

 

Fitzek beim Prozessauftakt  am 20. Oktober in Halle (Saale).

Fitzek beim Prozessauftakt  am 20. Oktober in Halle (Saale).

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dpa

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Halle (Saale)/ Wittenberg –

Im Hause der Finanzmarktaufsicht in Frankfurt hatten sie die Akte Fitzek eigentlich schon abgelegt. Fall erledigt, nicht genehmigungspflichtig, beschied die Bundesbehörde dem seinerzeit noch als Chef eines nicht eingetragenen Vereins auftretenden Wittenberger Esoterikhändler, der einige Zeit zuvor begonnen hatte, Geld für „der Aufbau neuer Strukturen“ zu sammeln, wie er es nennt.

Diese Strukturen sollten irgendwann den derzeit bestehenden Staat samt Gesundheits- und Bankensystem ablösen. Letztlich aber führten sie dazu, dass Peter Fitzek, 51, dünner Zopf und schwarzes Hemd mit königlichem Wappen, jetzt vor dem Landgericht in Halle steht und sich gegen den Vorwurf der Untreue verteidigen muss.

Aufsichtsverfahren gegen Fitzek

Denn damals, als die Bankenaufsicht Bafin ihm mit einem Schreiben quasi grünes Licht für seine gewagte Geldsammel-Konstruktion gab, wollte der gelernte Koch noch etwas schlauer sein. „Er robbte sich von da aus wieder genau dorthin, wo wir ihm schon gesagt hatten, das geht nicht, das ist erlaubnispflichtig“, beschreibt Oliver Gohr, der das Aufsichtsverfahren gegen Fitzek, dessen Vereine, Versicherungen und Banken seit fünf Jahren führt.

Im Zeugenstand macht der Oberregierungsdirektor des Referats II der Bafin deutlich, wieso Fitzek so lange scheinbar unbehelligt blieb, obwohl die Mühlen der Justiz eigentlich längst mahlten. „Er hat immer den Eindruck vermittelt, als kooperiere er“, sagt Gohr. Nur getan habe er es nicht.

Ein Fall, auf den Finanzmarktaufseher wie Gohr und sein ebenfalls als Zeuge geladener Kollege Jens Münzer nicht eingerichtet sind. Normalerweise verfüge man etwas, dann handele eine beauflagte Bank entsprechend oder sie gehe in Widerspruch und man treffe sich vor Gericht. „Herr Fitzek aber hat mir Briefe geschrieben, in denen er mich über seien Weltanschauung unterrichtet hat.“ Zu antworten fiel der Bafin schwer, weil der spätere König des selbstausgerufenen Königreichs Deutschland keine zustellungsfähige Adresse mehr hatte. „Wir haben dann die Methode Schrotflinte entwickelt und jedes Schreiben auf allen nur denkbaren Wegen überall hingeschickt.“

Fitzek ist überzeugt, alles richtig gemacht zu haben

Das Verfahren aber zieht sich. Und Peter Fitzek glaubt deshalb wohl wirklich, er könne auf Augenhöhe mit der Aufsichtsbehörde über seine Pläne zum Aufbau paralleler staatlicher Strukturen diskutieren. Während im Hintergrund Bafin, Staatsanwaltschaft, LKA, Steuerfahndung, Zoll und Polizei mit dem heute 51-Jährigen befasst sind, plant er eine Art Revolution mit Bahnsteigkarte: Die von ihm abgelehnte Bundesrepublik soll ihm die Erlaubnis geben, Geld von Gleichgesinnten ohne unbedingte Rückzahlungsverpflichtung annehmen zu dürfen, das er verwenden will, um „der Menschheit eine friedliche Evolution zu ermöglichen“, wie er am Mittwoch in einer persönlichen Erklärung mitteilt.

Dass das nie geschehen, versteht der König nicht. Peter Fitzek ist immer noch überzeugt, alles richtig gemacht zu haben. Keiner seiner Kapitalüberlasser habe sich beschwert, argumentiert er. Die Vorsitzende Richterin Ursula Mertens, die das komplizierte verfahren freundlich, aber bestimmt führt, nickt ein weiteres Mal geduldig. „Darauf, Herr Fitzek“, sagt sie, „kommt es schon fast nicht mehr an.“ Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt.   (mz)

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung vom 11.11.2016

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