
Wasserstoff aus erneuerbarer Energie, neue Anlagen: Die Umweltanforderungen an die deutsche Stahlproduktion werden zu höheren Preisen und zu einer geringeren Nachfrage führen. Bereits jetzt befinden sich die Exporte auf dem niedrigsten Stand seit 2021.
Zwischen Januar und August 2025 exportierte Deutschland Stahl, Eisen und daraus gefertigte Erzeugnisse im Gesamtwert von 39,9 Milliarden Euro. Damit lagen die Ausfuhren um 4,8 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Das Statistische Bundesamt (Destatis) teilte mit, dass dies den niedrigsten Wert für die ersten acht Monate eines Jahres seit 2021 darstellt – damals betrug das Exportvolumen 36,7 Milliarden Euro.
Von dem diesjährigen Exportvolumen entfielen 2,5 Milliarden Euro auf Lieferungen in die Vereinigten Staaten. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Rückgang um 2,3 Prozent. Interessanterweise fiel der Rückgang der Stahl- und Eisenexporte in die USA damit etwas milder aus als der allgemeine Rückgang der deutschen Ausfuhren in diesem Segment.
Hauptverantwortlich für die rückläufigen US-Exportzahlen ist die protektionistische Handelspolitik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump. Seit dem 12. März 2025 gelten zusätzliche Importzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte, die am 4. Juni 2025 von 25 auf 50 Prozent angehoben wurden.
Bereits im Sommer hatte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) gewarnt, dass die deutschen Stahlausfuhren in die USA infolge der neuen Zollregelungen binnen eines Jahres um bis zu 35 Prozent einbrechen könnten – eine Prognose, die sich nun zunehmend zu bestätigen scheint.
Übergreifend liegt die Ursache für den Einbruch der Stahlexporte jedoch in einem ganz anderen Bereich – nämlich in den Folgen der grünen Transformation, die die gesamte Branche zunehmend unter Druck setzt. Die Situation stellt sich wie folgt dar: Nach den deutschen Klimazielen müssen in der Bundesrepublik ansässige Stahlhersteller wie Thyssenkrupp, ArcelorMittal und Salzgitter ihre Produktion bis spätestens 2045 vollständig dekarbonisieren.
Das zentrale Problem liegt jedoch in den enorm hohen Produktionskosten für klimaneutralen Stahl. Der dabei verwendete Wasserstoff darf ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Da diese – etwa Solar- und Windkraft – stark wetterabhängig sind und bei Windflauten oder geringer Sonneneinstrahlung kaum Strom liefern, entstehen Engpässe und die Stromkosten steigen sprunghaft an. Der mit erneuerbarem Strom erzeugte Wasserstoff kann darum in gewissen Fällen letztlich mehr als doppelt so teuer sein wie konventionell hergestellter, was sich unmittelbar auf das Endprodukt niederschlägt. Grüner Stahl wird unerschwinglich.
Hinzu kommt: Die nötige Infrastruktur ist in Deutschland bislang kaum vorhanden. Elektrolyseure, mit denen Wasser (H₂O) durch Strom in Wasserstoff (H₂) und Sauerstoff (O₂) aufgespalten wird, existieren bislang nur in geringer Zahl.
Auch wenn die Regelung erst ab 2045 greift, entstehen den Stahlherstellern im Rahmen der grünen Wende bereits jetzt enorme Investitionskosten. So investiert Thyssenkrupp derzeit rund drei Milliarden Euro in den Bau einer DRI-Anlage in Duisburg. Auch ArcelorMittal und Salzgitter verfolgen in Deutschland ähnliche Projekte. Das geplante Dekarbonisierungsprogramm „DRIBE2“ von ArcelorMittal in Bremen und Eisenhüttenstadt soll insgesamt rund 2,5 Milliarden Euro kosten.
Hier liegt eines der Kernprobleme, welches die Exporte derzeit belastet: Um wirtschaftlich bleiben zu können, müssen die Stahlhersteller die hohen Investitionen teilweise auf die Endpreise umlegen. Höhere Preise führen jedoch zwangsläufig zu einer sinkenden Nachfrage – insbesondere, wenn die ausländische Konkurrenz, vor allem aus Asien, unter deutlich günstigeren Bedingungen wirtschaftet: mit niedrigeren Löhnen, geringeren Umweltauflagen und ohne kostspielige Umstellung auf grüne Produktionsverfahren.
Ein weiterer Faktor, der die Exportbilanz deutscher Stahlhersteller belastet, ist die CO₂-Besteuerung auf EU-Ebene, die auf fossile Energieträger wie Kohle (Hochofen-Nutzung der Stahlhersteller) erhoben wird. Sie treibt die Betriebskosten von Thyssen, Salzgitter & Co. zusätzlich in die Höhe und zwingt die Unternehmen, auch diese Mehrkosten letztlich an die Endkunden weiterzugeben.
Das strenge System basiert auf dem Europäischen Emissionshandel (EU ETS), in dem Unternehmen für jede ausgestoßene Tonne CO₂ Zertifikate erwerben müssen, die sie zur entsprechenden Emission berechtigen. Einen festen Preis für diese Zertifikate gibt es dabei nicht – er richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Gleichzeitig reduziert die EU schrittweise die Zahl der im Umlauf befindlichen Zertifikate. Bleibt die Nachfrage aus der Industrie hoch, während das Angebot sukzessive sinkt, führt das zu einem deflationären Verknappungseffekt, der die Preise in die Höhe treibt.
Abschließend lässt sich festhalten: Die hohen Investitionskosten, die in grüne Produktionsanlagen fließen, kombiniert mit der CO₂-Besteuerung, führen zu erheblichen Anstiegen der Betriebskosten, die die Unternehmen gezwungen sind, auf die Endpreise umzulegen. Dies schwächt die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutlich und lässt die Nachfrage nach deutschem Stahl weltweit spürbar sinken.
Quelle: Apollo News vom 22.10.2025
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