400.000 Hilfsbedürftige in einem Jahr – Personal in der Migrationsberatung überlastet

Flüchtlinge und Einwanderer müssen in Deutschland bürokratische Hürden überwinden, die Sprache lernen und die Kultur begreifen. Damit das leichter fällt, hat der Bund bei den Wohlfahrtsverbänden vor mehr als zehn Jahren Migrationsberatungsstellen eingerichtet. Mit der Zahl der Flüchtlinge ist die Nachfrage dort enorm gestiegen. Die rund 750 Stellen in ganz Deutschland haben im vergangenen Jahr etwa 400.000 Menschen beraten. 2011 waren es gerade mal rund 150.000.

von Andrea Müller, Hauptstadtkorrespondentin

Die Migrationsberaterin Sabine Hüsken spricht am 09.08.2011 in der Moschee im oberbayerischen Schongau mit einer Muslima, die wegen einer hohen Telefonrechnung zur Beratung gekommen ist.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge will das Beratungsangebot ausweiten. (Archivbild)Bildrechte: IMAGO

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Svetlana Möhl kommt aus Russland. Sie hat in der Nähe von Moskau gelebt. Vor fünf Jahren ist sie der Liebe wegen nach Hamburg gezogen. Sie hat zwar einen deutschen Ehemann. Trotzdem fühlte sie sich am Anfang ziemlich hilflos: „Wir sind wie kleine Kinder hier in Deutschland.“

Berater müssen viel Geduld haben

Dabei hat die 50-Jährige in Russland eine beachtliche Laufbahn gemacht. Erst Lehrerin, später Managerin in einer Großhandelsfirma. Weil sie auch in Deutschland arbeiten will, fragte sie bei der Beratungsstelle der Caritas nach, was zu tun ist. Schritt für Schritt haben sie ihr dort geholfen, in Deutschland anzukommen: „Das ist wunderschön, dass die Beraterin so viel Geduld hat. Sie erzählt auf deutscher Sprache ganz langsam. Sie benutzt einfache Wörter. Sie schreibt etwas und zeigt etwas, damit du es besser verstehst.“ Svetlana Möhl gehört zu den einfacheren Fällen für die Migrationsberatung.

Wie sie haben in den vergangenen Jahren vor allem Russen, Südeuropäer und Türken das Angebot der Wohlfahrtsverbände genutzt. Hilfe zur Selbsthilfe nennt Andrea Schlenker von der Bundesarbeitsgemeinschaft das Konzept: „Oft werden auch Integrationsförderpläne vereinbart. Dabei werden unter anderem einzelne Schritte vereinbart, um aus der häufig sozialen und ökonomischen Notlage herauszukommen. Die Leute sollen ihr Leben wieder selbstbestimmt organisieren können. Das geht nur mit Zeit und entsprechend Personal.“

Zahl der Bedürftigen ist hoch

Doch Personal fehlt inzwischen an allen Ecken. Mit den Flüchtlingen ist in den Beratungsstellen nicht nur der Bedarf gestiegen. Traumatisierte Menschen aus ganz anderen Kulturkreisen bringen für die Berater komplexe Probleme mit. Sie müssen wenigstens einen Ansprechpartner finden. Andrea Schlenker, die Fachreferentin beim Dachverband der Wohlfahrtsverbände, sagt: „Die Beratenden sind überlastet. Die Fallzahl ist nach wie vor zu hoch, wenn man im Einzelfall qualitativ gut beraten will.“

Bamf will mehr Geld für Beratung

Der Bund hat bereits reagiert und die Mittel für dieses Jahr auf 50 Millionen Euro verdoppelt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziert damit das Angebot der Wohlfahrtsverbände, die selbst nochmal sieben Millionen beisteuern. Bamf-Vizepräsidentin Uta Dauke verspricht beim Thema Geld nicht locker zu lassen: „Das ist ein gutes Fundament. Aber wir bleiben nicht stehen. Wir werden weiter dafür werben, dass wir über den Haushalt mehr Mittel zur Verfügung gestellt bekommen. Wir müssen die Migrationsberatung weiter auszuweiten.“

Svetlana Möhl gehört bei der Caritas inzwischen zum Team. Nach einem Praktikum wird sie im März in einer  Beratungsstelle in Hamburg eine feste Stelle bekommen: „Alles was ich anderen Migranten gebe, macht ihr Leben leichter. Da bin ich sehr glücklich. Dann habe ich meine Erfahrungen nicht umsonst gemacht.“

Quelle: MDR vom 19.02.2017

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Ulrike
Ulrike
7 Jahre zuvor

Die deutschen Hilfsbedürftigen speist man mit Hartz IV ab und die Zugewanderten kriegen jede Menge Kohle in die Hintern geschoben.
Wie viele wollt ihr noch ins Land holen?

Ungerechter wie hier gehts wohl nirgends zu. Wir müssen immer mehr Steuern zahlen damit diese Leute durchgefüttert werden können.