Erotik-Hotel, Container-Firmen, JugendherbergenAsyl-Industrie im Goldrausch: Hier lässt der Flüchtlingsstrom die Kassen klingeln

Montag, 10.08.2015, 18:54 · von FOCUS-Online-Redakteur Melchior Poppe
Geschäfte, Asyl, Jugendherbergen, Flüchtlinge
dpa/F. Gambarini Vertrag über allgemeinen Betrieb wurde geschlossen.

Hunderttausende Flüchtlinge kommen in diesem Jahr nach Deutschland – so viele wie seit mehr als 20 Jahren nicht. Die Kommunen sind überfordert und zahlen viel Geld, um die Asylbewerber irgendwie unterzubringen. Viele Unternehmer machen das Geschäft ihres Lebens.

Ein Dach über dem Kopf, Lebensmittel, Kleidung und medizinische Versorgung, Deutschkurse oder Beratungen: Bis zu 14.000 Euro pro Jahr kostet den Staat jeder Flüchtling, schätzt das Bundesinnenministerium. Bayern rechnet mit durchschnittlich 15.000 Euro. Wenn, wie die Bundesregierung derzeit erwartet, in diesem Jahr 450.000 Asylbewerber nach Deutschland kommen, rollen Kosten von knapp sieben Milliarden Euro auf den Steuerzahler zu. Es gibt Experten, die bis zu 650.000 neue Anträge in diesem Jahr erwarten.

Fest steht: Viele deutsche Städte und Gemeinden sind schon jetzt mit dem Andrang von Asylsuchenden völlig überfordert. Sie haben seit dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle in den 90er-Jahren ihre Kapazitäten abgebaut, nun müssen sie in Windeseile reagieren: Der Zustrom kann inzwischen nur noch mit Unterstützung privater Firmen und Organisationen einigermaßen bewältigt werden.

Kaum noch Wettbewerb zwischen Anbietern

Das ist die Stunde der Geschäftemacher: Weil die Nachfrage das Angebot drastisch übersteigt, gibt es oft keinen kostenregulierenden Wettbewerb zwischen den Anbietern mehr. Ohne Ausschreibung werden öffentliche Aufträge verteilt und jede Rechnung beglichen, die eingereicht wird.

Wie man es so zu sehr viel Geld bringt, zeigt das Beispiel European Homecare. Das Essener Unternehmen sei „der wohl größte private Betreiber von Flüchtlingsheimen in Deutschland“, schätzt das „Handelsblatt“. Mehr als 50 Heime mit Tausenden Menschen betreibt die Firma inzwischen und erreicht bald einen Umsatz von 50 Millionen Euro – bei einer Eigenkapitalrendite von unglaublichen 66 Prozent, wie die Zeitung errechnet hat.

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dpa Flüchtlingsheim in Burbach

„Der Aldi unter den Anbietern“

Ein Sprecher der Firma erklärt den Erfolg mit knallharter Kalkulation: „European Homecare ist der Aldi unter den Anbietern. Das Unternehmen gewinnt Ausschreibungen, die kostenorientiert sind und Anforderungen definieren, deren Einhaltung kontrolliert wird“, sagte er dem „Handelsblatt“.

Offenbar setzt European Homecare auch bei der Bezahlung des eigenen Personals auf den Rotstift – und freut sich über großzügige Unterstützung durch die öffentliche Hand. „Wir dürfen dem Bewachungspersonal nicht zu viel bezahlen, sonst kriegen die kein Wohngeld vom Staat mehr“, sagte ein früherer Heimleiter dem „Handelsblatt“.

Kein Wunder, dass European Homecare so zu seinen brillanten Zahlen kommt: 2013 hatte Unternehmen je Heimplatz Personalkosten von nur 1400 Euro. Bekommen hat es jeweils 4081 Euro.

Quelle: Focus-online vom 10.08.2015

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