Asylbewerber: Tschechien lässt Flüchtlinge offenbar nach Deutschland weiterreisen

Tschechische Polizistin mit Flüchtling: "Häftlingsnummern für KZ-Gefangene"
AP

Tschechische Polizistin mit Flüchtling: „Häftlingsnummern für KZ-Gefangene“

Eigentlich müsste Tschechien Flüchtlinge, die bereits in der EU Asyl beantragt haben, in das Land zurückschicken, in dem der Antrag gestellt wurde. Doch einem Medienbericht zufolge will das Land Flüchtlinge jetzt nach Deutschland durchwinken.

Die tschechische Polizei will aufhören, syrische Flüchtlinge festzunehmen, die in Ungarn Asyl beantragt haben, aber auf dem Weg nach Deutschland sind. Die Beamten werden die Flüchtenden künftig nach Deutschland weiterreisen lassen, berichtet die tschechische Nachrichtenagentur CTK unter Berufung auf Behörden.

Laut dem Dublin-System ist eigentlich das EU-Land für die Aufnahme von Flüchtlingen und die Bearbeitung ihrer Asylanträge zuständig, in dem sie erstmals die Europäische Union (EU) betreten haben. Angesichts des starken Anstiegs der Flüchtlingszahlen lassen Italien, Griechenland und Ungarn, wo die meisten Flüchtlinge erstmals in die EU gelangen, die Migranten aber inzwischen weitgehend unkontrolliert weiterreisen.

Die tschechischen Behörden waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

„Häftlingsnummern für KZ-Gefangene“

Unterdessen hat in Tschechien die Markierung von Flüchtlingen mit Nummern auf den Händen für empörte Reaktionen gesorgt. Kein Gesetz erlaube es, die Migranten auf diese Weise zu behandeln, sagte die Anwältin Zuzana Candigliota von der tschechischen Liga für Menschenrechte. Man fühle sich an die Häftlingsnummern für KZ-Gefangene erinnert, sagten Kritiker.

Am Dienstag hatten Polizisten 214 meist aus Syrien stammende Flüchtlinge, die in Zügen aus Österreich und Ungarn die tschechische Grenze erreichten, Nummern auf ihre Hände geschrieben. Das Innenministerium in Prag erklärte, so solle sichergestellt werden, „dass keine Kinder verloren gehen“.

Asyl und Einwanderung

mka/Reuters

Quelle: Spiegel-online vom 02.09.2015

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