Neues Modell für Russland: „Kein Teil des großen Europas nach Brüsseler Regeln“

Kopp Verlag


Europa© Flickr/ Caitlin Regan

Besatzungsrecht-Amazon

Obwohl die EU demnächst ihre Sanktionen gegen Russland kaum lockert, ändert sich die Atmosphäre allmählich. Die Russen und die Europäer tauschen Signale darüber, wie sie ihre Beziehungen neu gestalten könnten. Diese Meinung äußerte der russische Auslandsexperte Fjodor Lukjanow im Hinblick auf das Petersburger Wirtschaftsforum.

In einem Interview mit der Tageszeitung „Iswestija“ prognostizierte Lukjanow, dem am Donnerstag gestarteten internationalen Wirtschaftsforum in Petersburg liege voraussichtlich ein Versuch zugrunde, einen „neuen Boden“ in den Beziehungen zwischen Russland und der EU zu finden.

„Dass EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker das Forum besucht, schafft eine besondere Atmosphäre. Zwar spiegelt dies nicht die Meinung aller in Europa wider, doch Junckers Besuch zeigt, dass sich die Atmosphäre ändert“, so Lukjanow.

Juncker habe seinen Petersburg-Besuch wahrscheinlich mit den führenden Ländern besprochen – vor allem mit Deutschland, dem „wohl gewichtigsten EU-Staat“: „Seine Ankunft soll offenbar in dem Sinne interpretiert werden, dass niemand formale Einsprüche dagegen geäußert hat (…) Das ist natürlich kein persönlicher Besuch. Gewissermaßen ist er zeichensetzend, obwohl das noch nicht bedeutet, dass etwas schon jetzt zu erwarten wäre. Vorerst tauschen wir nur Signale.“

Screenshot (657)

„Vor diesem Hintergrund wäre es sinnvoll, allmählich damit zu beginnen, über die Zukunft zu sprechen. Es geht darum, welches Modell der Beziehungen nach der Aufhebung der Sanktionen möglich wäre“, so Lukjanow.

Er vermutete, die EU werde demnächst ihre Sanktionen gegen Russland kaum automatisch verlängern. Aber auch eine Lockerung sei bei der Sitzung im Juni kaum zu erwarten: „Wenn es zu keinen Katastrophen in der Ukraine kommt, könnte eine Lockerung im Dezember oder Januar beginnen.“

Generell sagte Lukjanow zu den Beziehungen zwischen Russland und dem Westen: „Leider kommt es jetzt zu einer absurden Zuspitzung, zu einer Eskalation militärischer Gesten. Wenn man alle Emotionen ausklammert, wird es sich herausstellen, dass es dahinter keine Widersprüche wie im Kalten Krieg gibt.“

„Man sollte Kooperationswege suchen. Es ist jedoch Schluss mit jenem Modell der Beziehungen, das auf der Vorstellung basiert, wonach Russland Teil eines nach den Brüsseler Regeln gestalteten großen Europas werden soll“, so der Experte.

In Bezug auf die öffentliche Meinung in Europa zum Thema Russland-Sanktionen sagte Lukjanow: „Ich habe diese Umfrageergebnisse gesehen – fast halbe-halbe. Dies zeigt, dass der Kurs auf die Sanktionen nicht so fest ist, wie man präsentieren will.“

Quelle: Sputnik vom 16.06.2016

 

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell, Geschichte, Kultur, Nachrichten, Politik, Soziales, StaSeVe Aktuell, Völkerrecht, Wirtschaft, Wissenschaft abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments