Silvester-Nacht – Auch in Hamburg gab es mindestens 27 Übergriffe

05.01.16

Nicht nur in Köln und Stuttgart, auch in Hamburg kam es zu sexuellen Übergriffen auf junge Frauen. Die Polizei will nun Facebook-Einträge auswerten und überprüfen, ob es Verbindungen gibt.

Von Tim Walther, Jörn Lauterbach

Rund um die Große Freiheit auf der Reeperbahn kam es zu den Übergriffen auf die Frauen

Foto: dpaRund um die Große Freiheit auf der Reeperbahn kam es zu den Übergriffen auf die Frauen


Es ist ein bisher völlig unbekanntes Phänomen für die Ordnungshüter: An der Großen Freiheit (St. Pauli) haben unbekannte arabische und nordafrikanische Männergruppen in der Silvesternacht Frauen sexuell bedrängt und bestohlen – ähnlich wie es am Kölner Hauptbahnhof  und in Stuttgart passiert ist. 27 Anzeigen  hatte die Hamburger Polizei am Dienstagabend aufgenommen, davon zehn wegen sexueller Belästigungen, die anderen wegen sexueller Belästigungen und Raub. 50 Personen meldeten sich als Augenzeugen. Die Ermittler haben einen Aufruf gestartet und bitten Menschen, die in diesem Bereich des Kiez feierten, Handy-Bilder und -Videos aus der Nacht zur Verfügung zu stellen, um mögliche Täter identifizieren zu können. Zu ähnlichen Vorfällen soll es auch bei der Silvesterparty am Jungfernstieg gekommen sein.


Trick- und Taschendiebe sind entlang der Reeperbahn und ihren Besuchermassen, besonders am Wochenende, keine Seltenheit. Schlagzeilen machten zuletzt im Sommer 2014 minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge, die Touristen und Einheimische auf dem Kiez beklauten. Das Problem nahmen Vertreter des Rotlichtmilieus kurzerhand selbst in die Hand und schlugen im Oktober 2014 in einer konzertierten Aktion einige Flüchtlinge krankenhausreif, nachdem sie sie auf frischer Tat ertappt hatten. Nach der Prügel-Attacke war Ruhe.

So etwas hat es noch nicht gegeben

Die Vorfälle in der Silvesternacht haben nun eine neue Qualität. „So etwas haben wir bisher nicht erlebt“, sagt Polizeisprecher Holger Vehren. Nach Silvesterfeiern in früheren Jahren oder anderen Großereignissen wie dem Alstervergnügen seien keine Übergriffe nach dieser Methode bekannt geworden. Zehn Fälle sind den Ermittlern bisher bekannt. Die Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren wurden im Bereich Beatles-Platz/Eingang Große Freiheit zunächst verbal sexuell belästigt, begrapscht und eingekesselt von mehreren unbekannten Männern. Dabei stahlen die Täter unbemerkt Geldbörsen, Bargeld und Smartphones. Die Opfer stellten den Diebstahl erst später fest. Das Landeskriminalamt ermittele wegen sexueller Beleidigung sowie Raub und räuberischen Diebstahls.


Die Polizei rechnet damit, dass weitere Frauen Anzeigen stellen werden. Denn die Opfer können nicht nur aus St. Pauli beziehungsweise Hamburg und Umland kommen, sondern aus ganz Deutschland. Laut den Beschreibungen der zehn bekannten Opfer sollen die Täter in verschieden großen Gruppen agiert haben. Sie sollen, ebenso wie in Köln, ein südländisches oder arabisches Aussehen haben. Dass es sich bei den Tätern möglicherweise um Flüchtlinge handelt, darüber will die Polizei nicht spekulieren: „Dazu sind die Täterbeschreibungen bisher noch zu vage“, sagt Vehren. Ihm sei nicht bekannt, dass Polizisten der Davidwache konkrete Beobachtungen auf ihren Streifengängen gemacht hätten. Nur ein Opfer habe etwa eine Stunde nach einem Übergriff direkt Anzeige auf der Davidwache gestellt. Auch eine andere These drängt sich auf: Waren es professionelle Banden, welche die quirlige Silvesternacht für ihre Übergriffe auserkoren? Seit mehr als einem halben Jahr laufen Beamte der Landes- und Bundespolizei bekanntlich einen Schwerpunkteinsatz gegen Trickdieb- und Taschendieb-Banden, vor allem aus Osteuropa und dem Maghreb. Die Masche des Bedrängens, etwa Antanz-Diebstähle, ist seit langem bekannt, neu ist jedoch die „sexuelle Komponente.“

Die Polizei sucht weitere Zeugen, insbesondere Besucher der Großen Freiheit, die zwischen 0.30 und 2 Uhr mit ihren Handys Fotos und Videos gemacht haben, auf denen Gruppen mit mehreren Männern zu sehen sind. Hinweise an die Polizei unter Tel. (040)-428656789. Auch die Polizei selbst will nun durch Auswertung von Facebook-Einträgen überprüfen, ob es Verbindungen zu den Vorgängen in Köln und Stuttgart gibt.


Politik fordert Aufklärung

Auch die Politik zeigt sich alarmiert. Die CDU hat – ebenso wie die FDP und die AfD – eine kleine parlamentarische Anfrage auf den Weg gebracht und fordert, dass auch mögliche Abschiebungen geprüft werden: „Gegenüber solch widerlichen Straftaten darf es keinerlei Toleranz geben, unabhängig davon, wer sie begeht. Der Senat muss mit aller Härte gegen die Täter vorgehen. Wenn sich die Aussagen der Zeugen bestätigen, dass es sich bei den Tätern um Ausländer handelt, muss das klare Ziel sein: Wer solche Straftaten begeht, verwirkt sein Aufenthaltsrecht“, sagte Dennis Gladiator, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Arno Münster, sagte: „Dagegen muss mit aller Härte des Gesetzes vorgegangen werden“.

Auch Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) äußerte sich am späten Nachmittag: „Die Ereignisse in Köln und Hamburg dürfen nicht für Fremdenfeindlichkeit missbraucht werden! Klar ist aber: Wer in Deutschland Zuflucht sucht, muss unsere Gesetze achten. Straftäter werden von unserer Polizei konsequent zur Verantwortung gezogen. Im Rahmen des Rechts werden wir dafür in Hamburg sorgen“, sagte er.

___________________________
Der Stubentiger

T-Shirt-Shop idee09 –
Der Shop mit über 2000 Motiven

__________________________

Quelle: Welt-online vom 05.01.2016

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell, Geschichte, Kultur, Nachrichten, Politik, Soziales, StaSeVe Aktuell, Völkerrecht, Wirtschaft, Wissenschaft abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
1 Kommentar
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
trackback

[…] „SilvesterNacht   Auch in Hamburg gab es mindestens 27 Übergriffe“ http://staseve.eu/silvester-nacht-auch-in-hamburg-gab-es-mindestens-27-uebergriffe […]