Reuters: Europa droht Niedergang, weil gemeinsame politische Sprache fehlt

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EU-Flagge

© REUTERS/ Laszlo Balogh

 

Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben keine gemeinsame Agenda. Jedes EU-Mitglied ist auf seine eigenen Probleme fokussiert. Das Unvermögen, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, ist eine Gefahr für den Zusammenhalt Europas, wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtet.

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Das Unvermögen der europäischen Staats- und Regierungschefs, gemeinsame Lösungen zu erzielen, untergrabe den europäischen Einigungsprozess. Dadurch drohe das gemeinsame Europa so zu enden, wie der Turm von Babel: „Der ambitionierte Bau eines gemeinsamen Europas droht wie einst der biblische Turm von Babel zu scheitern, weil seine Völker keine gemeinsame Sprache sprechen“, schreibt die Nachrichtenagentur.Habe man in anderen europäischen Krisen die Gegensätze zeitweise vergessen oder aber die Probleme schrittweise angehen können, so gebe es in der Flüchtlingskrise offensichtlich keine Möglichkeit, die Streitfragen zu vertagen oder zu verdrängen.

In der alttestamentarischen Erzählung vom Turm von Babel heiße es, dass von Gott ein Sprachen-Wirrwarr über die Erbauer des Turms gekommen sei, weswegen diese keine gemeinsamen Absprachen hätten treffen können. Ohne den Bau je fertiggestellt zu haben, hätten sie sich in alle Welt verstreut.

 

Heute stünden die Spitzen der EU – so der Autor des Reuters-Artikels Paul Taylor – vor ähnlichen Problemen: Die Unterschiede ihrer Auffassungen zu den dringenden Problemen Europas seien gravierend. Es verwundere daher nicht, dass die Europäische Union keine gemeinsame Agenda auf die Beine stellen könne, betont der Journalist.

Deutschland debattiere momentan aufs Schärfste darüber, wie dem Flüchtlingsstrom beizukommen sei. Solle man diesen eindämmen oder gänzlich stoppen?

Frankreich habe andere Sorgen: „Das Land hat sich von den Pariser Anschlägen bislang nicht erholt und meint, sich im Kriegszustand zu befinden“, so Taylor.

Großbritannien treibe das Austritts-Referendum um.

Der Süden Europas – Italien und Portugal etwa – sei voll und ganz mit der Ankurbelung der Wirtschaft beschäftigt. Zudem sei Spanien von katalanischem Separatismus, politischer Lähmung und drohendem Zerfall geplagt.

 

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In Zentraleuropa werde darüber nachgedacht, wie man sich der Bundesrepublik Deutschland entgegenstellen könne, die von den Ländern verlange, mehr Flüchtlinge aufzunehmen.

Im Osten der EU – konkret in Polen – sei die Öffentlichkeit über die Regierungsversuche zur Einschränkung der Medienfreiheit und der Vollmachten des Verfassungsgerichts uneins.

„Die Oberhäupter dieser Länder wissen oftmals gar nicht, was sie miteinander besprechen sollen, wenn sie sich in Brüssel versammeln“, konstatiert der Reuters-Kommentator.

Und vor Ort würden sich die Ereignisse täglich überschlagen. So habe Österreich seit Mitte Februar einseitig Tagesquoten auf durchreisende Flüchtlinge und Asylanträge verhängt.

 

Zehntausende Flüchtlinge hielten sich momentan in Griechenland auf. Der Premierminister des Landes habe bereits angedroht, alle zukünftigen EU-Vereinbarungen auszusetzen, wenn die europäischen Partner Athen bei der Verteilung der Migranten nicht zur Seite stünden.

Die EU-Mitlieder haben die im vergangenen Jahr verabschiedeten Flüchtlingsquoten weitestgehend ignoriert. So wolle Budapest die Ungarn darüber abstimmen lassen, ob Migranten im Rahmen dieser Quotenregelung aufgenommen werden sollten, betont die Nachrichtenagentur.

Frankreich und Großbritannien zögen es indes vor, sich zurückzuhalten, statt der Bundeskanzlerin Angela Merkel Schützenhilfe zu leisten.

Also müssten gründliche Grenzkontrollen innerhalb der EU wieder her, um den gänzlichen Zerfall Europas zu verhindern: „Europa wird das Schengener Abkommen aussetzen müssen“, schreibt der Autor.

„Eine der größten Errungenschaften der EU – das Schengener Abkommen – muss in ein künstliches Koma versetzt werden, damit es nicht an Ort und Stelle stirbt. Dann aber kommen die langen Schlangen an den europäischen Grenzen, die es seit 20 Jahren nicht mehr gegeben hat, wieder“, schreibt der Journalist und resümiert: „Wenn die schwachen EU-Spitzen sich weiterhin von inneren Debatten ablenken lassen, wird die Europäische Union, die einst die Grundlage für den Wohlstand ihrer Länder in der Nachkriegszeit gelegt hatte, langsam auseinanderfallen.“

Quelle: Sputnik vom 01.03.2016

 

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kurt mai
kurt mai
8 Jahre zuvor

Mal Versuchen eine EU zu Gründen mit EU-Staaten ! Ohne einen, nur Deutschen Verwaltungsapparat . Erst eine Staatsgründung vollziehen lassen . Als Gleichwertiges „Staats“mitglied . Es ist sowieso eine Dummheit ,das sich Regierung-Staatschefs von nur einfachen Landesbeamten etwas Sagen lassen . Diese mit Reden lassen ! Wo es doch hier um hohe Politik geht und nicht um Verwaltungsaufgaben -Geschäfte .

patriot
patriot
8 Jahre zuvor

Für meine begriffe ist die eu nicht mehr sehr lang haltbar.
Sie ist viel zu schnell gewachsen ohne rücksicht auf die wirtschaft oder der sozialen oder kulturellen eigenheiten jedes landes.

Die erweiterung hatte doch nur ein ziel!!!! Billige arbeitskräfte und der verkauf der überproduktion des westens!!!!

Ulrike
Ulrike
8 Jahre zuvor

Ich hoffe auch, dass der unsägliche Moloch EU bald explodiert. Wir werden doch nur ausgenommen und schikaniert von diesem Verein. Wer dahintersteckt weiss inzwischen hoffentlich jeder.