Deutschland, Frankreich und Italien nehmen die Migranten der «Ocean Viking» auf – Salvini nennt das «verrückt»

Migranten gehen in Lampedusa von Bord der «Ocean Viking». (Bild: Mauro Buccarello / Reuters)

Migranten gehen in Lampedusa von Bord der «Ocean Viking». (Bild: Mauro Buccarello / Reuters)

(dpa)

In Abstimmung mit den italienischen Behörden hat das Rettungsschiff «Ocean Viking» 82 Bootsflüchtlinge zum Hafen der Insel Lampedusa gebracht. Die Ausschiffung mit Booten der Küstenwache begann in der Nacht zum Sonntag. Bis zum Vormittag hatte die Mehrzahl der Männer, Frauen und Kinder das Schiff verlassen, das vor dem Hafen auf Reede blieb. Nach italienischen Medienberichten werden Deutschland und Frankreich je 24 der 82 Flüchtlinge übernehmen, weitere 24 bleiben in Italien. Acht gehen nach Portugal und zwei nach Luxemburg.

Die Seenotleitstelle in Rom, die bei Rettungseinsätzen im zentralen Mittelmeer für die Koordination zuständig ist, hatte die von SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen betriebene «Ocean Viking» am Samstagmorgen angewiesen, Lampedusa als sicheren Hafen anzusteuern. «Nach 14 Monaten ist die Ocean Viking das erste zivile Rettungsschiff, das autorisiert Menschen an einen sicheren Ort in Italien bringt», schrieb SOS Méditerranée und begrüsste die Entscheidung der neuen italienischen Regierung als ermutigendes Signal.

Die im August zerbrochene Regierung aus den Cinque Stelle und rechter Lega hatte Rettungsschiffe nur in Ausnahmefällen und nach langem Gerangel in italienische Häfen gelassen und die Schiffe dann meist beschlagnahmt. Die deutsche Kapitänin Carola Rackete hatte sich Ende Juni über ein Verbot hinweggesetzt, als sie mit der «Sea-Watch 3» in Lampedusa einfuhr. Seit Anfang September regieren in Rom nun die Cinque Stelle mit den Sozialdemokraten (PD).

Der deutsche Innenminister Horst Seehofer (CSU) hatte tags zuvor gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» erklärt, dass Deutschland künftig einen Viertel der aus Seenot geretteten Menschen, die in Italien landen, aufnehmen könnte. Zugleich drängte er auf eine Sicherheitsüberprüfung. Seehofer ist unter anderem dabei, wenn sich am 23. September mehrere EU-Innenminister in Malta treffen, um über das Thema Verteilung von Migranten zu beraten.

«Die sind verrückt geworden», sagt Salvini

Salvini, jetzt Italiens Oppositionsführer, kritisierte die Entscheidung zur Ausschiffung in Lampedusa scharf. «Die sind verrückt geworden. Das ist eine Kapitulation vor denjenigen, die Italien zum Flüchtlingslager Europas machen wollen», sagte er laut Nachrichtenagentur Ansa. Auch Lampedusas Bürgermeister Totò Martello brachte Kritik ein, jedoch moderater. Er bezeichnete die Zuweisung der kleinen Insel als «unlogisch», da die «Ocean Viking» viel näher an Porto Empedocle in Sizilien gewesen sei. Ihm sei aber dann vom Innenministerium erklärt worden, dass die «Hotspots» zur Aufnahme von Flüchtlingen auf Sizilien überfüllt seien, sagte er der «Repubblica».

Die «Ocean Viking» hatte am 8. September zunächst 50 Menschen gerettet. Einen Tag später übernahm sie 34 gerettete Bootsflüchtlinge vom Segelschiff «Josefa». Zwei Menschen, eine schwangere Frau und ihr Mann, durften im Laufe der Woche von Bord und wurden nach Malta gebracht. Die «Ocean Viking» will in Kürze zu einem neuen Rettungseinsatz vor der Küste Libyens auslaufen.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung vom 15.09.2019 


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Ulrike
Ulrike
4 Jahre zuvor

Verrückt ist dfas falsche Wort: selbstzerstörerisch wäre richtig.