Suizid in JVA Leipzig – Terrorverdächtiger Albakr tot in Zelle aufgefunden

Der Terrorverdächtige Jaber Albakr hat Selbstmord begangen. Sein Pflichtverteidiger spricht von einem „Justizskandal“, auch viele Politiker reagieren fassungslos. VON FRANK JANSEN UND JULIAN GRAEBER
Jaber Albakr wurde am Mittwoch tot in der JVA Leipzig gefunden.
Jaber Albakr wurde am Mittwoch tot in der JVA Leipzig gefunden.FOTO: JAN WOITAS/DPA

Der unter Terrorverdacht festgenommene Syrer Jaber Albakr ist tot. Wie Sicherheitskreise dem Tagesspiegel bestätigten, hat sich der 22-Jährige am Mittwoch gegen 20 Uhr in seiner Zelle in der JVA Leipzig selbst getötet. Laut dpa hat sich Albakr erhängt. Der MDR berichtete am Donnertagmorgen unter Berufung auf Augenzeugen, dass sich Albakr in seiner Zelle mit seinem T-Shirt stranguliert habe. Laut „Spiegel Online“ soll sich Albakr im Hungerstreik befunden haben.

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Das Justizministerium in Dresden bestätigte den Tod und erklärte, Albakr habe sich am Abend das Leben genommen. Politiker reagierten fassungslos und forderten Erklärungen. Der Pflichtverteidiger Albakrs sprach empört von einem „Justizskandal“. Weiter sagte der Dresdner Rechtsanwalt Alexander Hübner „Focus-Online“, der Justizvollzugsanstalt Leipzig sei das Suizid-Risiko des Mannes bekannt gewesen. Albakr habe in der Zelle zuvor bereits Lampen zerschlagen und an Steckdosen manipuliert. Hübner hatte demnach noch nachmittags mit dem JVA-Leiter telefoniert. Dieser habe ihm versichert, dass Albakr ständig beobachtet werde.

Im Deutschlandfunk sagte Hübner am Morgen, die „Überwachung war offensichtlich nicht ausreichend.“ Die Umstände, dabei nannte Hübner explizit den Hungerstreik und die Verweigerung der Flüssigkeitsaufnahme, seien besorgniserregend gewesen und hätten klar darauf hingedeutet, dass sich Albakr selbst schaden wollte. „Ich bin davon ausgegangen, dass er ständig überwacht wird“, so Hübner, das sei in solch einem Fall eine Selbstverständlichkeit. Im MDR äußerte sich Hübner fassungslos, „da ich davon ausgegangen bin, dass mein Mandant, zumindest zurzeit, als einer der bestbewachten Gefangenen in Deutschland gelten kann“.

Am 20. September hatte sich Sachsens Innenminister zu Suizidversuchen in Justizvollzugsanstalten geäußert. In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken-Landtagsabgeordneten Juliane Nagel hieß es unter anderem: „Für den sächsischen Justizvollzug wurde ein umfangreiches Konzept zur Suizidprävention erarbeitet. Bei festgestellter akuter Suizidgefahr darf der Gefangene zu keiner Zeit alleine sein. In besonderen Notfällen erfolgt eine ständige und unmittelbare Beaufsichtigung des Gefangenen durch Bedienstete.“

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Politiker reagierten fassungslos auf die Todesnachricht. Der Fraktionschef der Linken im sächsischen Landtag, Rico Gebhardt, sagte dem Tagesspiegel: „Es ist fast nicht vorstellbar, dass jemand, der als suizidgefährdet galt, sich in seiner Zelle erhängt. Das wird ein parlamentarisches Nachspiel haben.“ Der SPD-Verteidigungsexperte Johannes Kahrs schrieb: „Was ist denn schon wieder in Sachsen los? Irre.“ Der SPD-Außenpolitiker Niels Annen kommentierte, er sei „sprachlos“. „Was ist da los?!“, fragte auch Familienministerin Manuela Schwesig (SPD). „Wie konnte das geschehen?“, fragte der Grünen-Politiker Volker Beck auf Twitter.

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Der Grünen-Haushaltspolitiker Tobias Lindner schrieb auf Twitter: „Wie kann jemand, der angeblich unter ständiger Beobachtung stehen soll, erhängt aufgefunden werden?“ Er sei fassungslos. Die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag, Steffi Lemke, pochte auf eine zügige Aufklärung der sächsischen Justiz. „Ich erwarte, dass es morgen bessere Erklärungen zum Tod von Albakr gibt als das Abtauchen aller Zuständigen heute“, schrieb Lemke am späten Mittwochabend bei Twitter.
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Der Syrer, der laut Verfassungsschutz einen Sprengstoffanschlag auf einen Berliner Flughafen vorbereitet haben soll, war nach einem am Samstag in Chemnitz gescheiterten Zugriff der sächsischen Polizei am Montag in Leipzig festgenommen worden. Zuvor hatten ihn Landsleute, bei denen er Unterschlupf gefunden hatte, als den zur Fahndung ausgeschriebenen Terrorverdächtigen erkannt, überwältigt und der Polizei übergeben worden war.

Albakr beschuldigte drei Syrer der Mitwisserschaft

Wie ebenfalls am Mittwoch bekannt wurde, beschuldigte Albakr die drei Syrer, die ihn überwältigt hatten, der Mitwisserschaft. Entsprechende Aussagen habe der 22-Jährige bei seiner Vernehmung gemacht, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Ermittlerkreisen. Zunächst blieb unklar, ob die Ermittler die Aussage Albakrs für glaubhaft halten oder ob es sich um eine Schutzbehauptung handeln könnte. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die die Ermittlungen führt, wollte die Berichte nicht bestätigen, dass Albakr seine Landsleute als Mitwisser bezichtigt habe. Auch die Frage, ob die drei Syrer, die ihn überwältigt hatten, noch als Zeugen oder Verdächtige in dem Ermittlungsverfahren behandelt würden, blieb in Karlsruhe unbeantwortet. Den Angaben zufolge gab es aber keine weiteren Festnahmen.

Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes hätte Albakr innerhalb weniger Tage eine Bombe in Deutschland zünden können. Behördenpräsident Hans-Georg Maaßen sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, seine Behörde habe den Eindruck gewonnen, „dass der Verdächtige schon in dieser Woche einen Anschlag verüben könnte“. Deswegen sei der Zugriff der Polizei auf den 22-Jährigen am Wochenende erfolgt.

Albakr war Anfang 2015 als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Nach Recherchen des MDR war er zwischenzeitlich wieder in Syrien. Das habe seine Familie mitgeteilt, berichtete das Magazin „Exakt“. Dem MDR zufolge reiste Albakr im Herbst vergangenen Jahres zwei Mal in die Türkei und hielt sich auch einige Zeit in der syrischen Stadt Idlib auf. Mitbewohner aus dem nordsächsischen Eilenburg hätten ebenfalls von seinem Aufenthalt in Idlib berichtet.

2015 von den Sicherheitsbehörden überprüft
Laut Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wurde Albakr 2015 von den Sicherheitsbehörden überprüft. „Allerdings ohne Treffer. Es steht ja auch noch gar nicht fest, wann es dort zu einer Radikalisierung gekommen ist“, sagte er am Mittwoch in Berlin.

Mit Blick auf Forderungen nach mehr Kompetenzen für die Geheimdienste bei der Überprüfung von Flüchtlingen verwies de Maizière darauf, dass es bereits entsprechende Möglichkeiten gebe, an deren Umsetzung „mit Hochdruck gearbeitet“ werde. Zugleich sprach er den Syrern Lob und Anerkennung aus, die Albakr in Leipzig festgesetzt hatten.

Unterdessen wurden Forderungen laut, die Syrer mit dem Bundesverdienstkreuz auszuzeichnen. Sie hätten das verdient, sagte der SPD-Verteidigungsexperte Johannes Kahrs der „Bild“-Zeitung. Auch der CDU-Außenpolitiker Jürgen Klimke sprach sich dafür aus. (mit dpa)

Quelle: Der Tagesspiegel vom 13.10.2016

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Dr.med Wilhelm Neumayr
Dr.med Wilhelm Neumayr
7 Jahre zuvor

Ja, was ist denn mit den beiden Vor – Kommentatoren auf twitter los, haben die nicht mehr alle Tassen im Schrank? Soweit kommt`s noch, dass Justiz und Polizei in die frei Willensentscheidung eines Erwachsenen eingreifen dürfen. Er wäre doch mit dem Sprengstoffgürte auch gestorben.

Chefin
Chefin
7 Jahre zuvor

Auf jeden Fall soll man eingreifen in so einem Fall! Man soll den Mann am Leben halten um Informationen zu bekommen, warum, weshalb, wieso und sonstige Fragen können geklärt werden und es kann eine Untersuchung bzw. SoKo eingeleitete werden. So aber haben wir nichts in der Hand außer einer Leiche und das ganze Spiel fängt von vorne an.

Viel mehr glaube ich nicht an einen Selbstmord…

Wäre er am Leben geblieben so wären vielleicht Informationen ans Licht gekommen die eine Art falsche Flagge darstellen.

Man weiß ja wer diese Terroristen aufgebaut und versorgt hat, USA, EU, USRAEL usw.

Ulrike
Ulrike
7 Jahre zuvor

Ist doch gut so. Den Dreckskerl müssen wir schon nicht mehr füttern. Das hätte wieder jede Menge unserer Steuergelder gekostet den Kerl anzuklagen etc.

Birgit
Birgit
7 Jahre zuvor
Reply to  Ulrike

Ulrike, die Sache hat einen Haken ! Allah der allmächtige Klugscheißer verbietet Selbstmord, dies wäre gleich zu setzen von einer Frau getötet zu werden ( deshalb meiden die auch die kurdische Frauenarmee ). Das ist eine Schande und man kommt nicht zu Allah.

Anders ist es wenn die bei einem Sprengstoffattentat gegen Ungläubige sterben. Denn nicht der Attentäter hat getötet und sich dabei auch selbst umgebracht, nein Allah hat getötet. So nimmt der Koran diesen Verrückten die Gewissensbisse, denn Oberklugscheißer nimmt in diesem Fall die Tat auf sich, weil es angeblich eine gute Tat ist.

patriot
patriot
7 Jahre zuvor

Das beste was er machen konnte. Gratuliere.
Er hätte sich ja sowieso weggesprengt und unschuldige mit genommen.
So kostet er wenigst keine steuergelder.

Wer glaubt das er geredet hätte und dann noch die wahrheit der glaubt bestimmt auch an den osterhase

Chefin
Chefin
7 Jahre zuvor

IS-rael – Wie der Mossad die Terror-Organisation Islamischer Staat führt

http://www.anonymousnews.ru/2016/10/11/is-rael-wie-der-mossad-die-terror-organisation-islamischer-staat-fuehrt/

Dr.med Wilhelm Neumayr
Dr.med Wilhelm Neumayr
7 Jahre zuvor

Liebe Chefin,
Dein Glaube in allen Ehren! Ich dagegen glaube, dass die Verhörmethoden in aller Welt gleich sind und dass man unter Druck schon das Passende herausgequetscht hätte. Der Erkenntnisgewinn dürfte nicht groß gewesen sein, denn er war im System nur ein kleines Licht und für den IS lediglich Kanonenfutter. Ich glaube auch, dass sich al bakr vor einer Freilassung und der Rache des IS gefürchtet hat. Dass irgendwie nachgeholfen wurde, u.a. etwa durch psychischen Druck, kann ich mir auch vorstellen. Unter Federführung der USA und seiner Vasallen hat die Zweiteilung der Welt nach dem sog. kalten Krieg ein neues Gesicht bekommen, jetzt hat man die Gefahrenzonen jedoch in arabische Länder verlagert. Genaugenommen geht es den Westen überhaupt nichts an, wie arabische Präsidenten die Ordnung in ihren Ländern aufrechterhalten. Seit Saddam, Ghadafi, Mubaraq u.a. verschwunden sind, gibt es in diesen Ländern nur noch Chaos. Man muss ja ihre Art zu regieren nicht sympathisch finden aber das geht uns nichts an. Auf der gewaltsamen Verbreitung dessen, was hier Wertegemeinschaft und Demokratie genannt wird, liegt keinSegen. Man kann diese Zwangsbeglückung der Araber durch die westliche Allianz durchaus mit der früheren Missionstätigkeit der christlichen Kirchen vergleichen. Das Christentum war doch in Afrika oder in Asien ein unverdaulicher Fremdkörper, ähnlich ist es mit der Absicht, der arabischen Welt unsere politische Spielregeln mit Gewalt auf`s Auge zu drücken. Die müssen sich aus sich selbst heraus entfalten dürfen. Das Ziel der Missionierung aber war es, gefügige und hörige Untertanen der Kolonialmächte heranzuzüchten um diese Völker dann in jeder gewünschten Weise auszubeuten und manipulieren zu können. Manche Länder haben die Unterworfenen sogar in ihren eigenen Kriegen eingesetzt, der diese überhaupt nichts anging. So, und was sind jetzt die Absichten der brachialen Demokratisierungsbestrebungen der westlichen Allianzen? Ein Schelm, der weltwirtschaftliche Interessen dahinter vermutet. Der Iran kann in diesem Zusammenhang als Chance und Bollwerk für die originäre islamische Kultur betrachtet werden. Nicht wie die Syrer, die in ihrer Mehrheit den Islam verleugnen, sein Ansehen in den Schmutz ziehen und dem Westen nach dem Mund reden.

Dr.med Wilhelm Neumayr
Dr.med Wilhelm Neumayr
7 Jahre zuvor

Dass ein echter Terrorist unter Gewalt oder mit guten Worten etwas aussagt, ist doch Wunschdenken und soll wohl die momentan herrschenden Ohnmachtsgefühle etwas mildern.

Schmid von Kochel
Schmid von Kochel
7 Jahre zuvor

Volkstrauertag angeordnet. Ein Täter, der vorhat, 59, 69, 79 oder mehr Menschen/Kinder umzubringen wird noch bedauert ? Wie krank ist das denn ? Da starten auch noch die Mühlen der Justiz ? Ab in den Sumpf und Stroh drüber. Flucht von zuhause und keine Eier, aber anderswo unschuldige Menschen töten, Fahnenflucht wird bestraft, ganz einfach. Auch von Allah.

Ulrike
Ulrike
7 Jahre zuvor

Politiker sind fassungslos – nein wir sind fassungslos weil die so blöd sind und den Kerl auch noch bedauern. Was für Heuchler.