Seit einigen Tagen sorgt die sogenante „Erklärung 2018“ für heftige Debatten. Es ist eine Erklärung gegen die #Asylpolitik der Bundesregierung, unterzeichnet von Schriftsteller Uwe Tellkamp, von Thilo Sarrazin, Eva Herman und Matthias Matussek. Und von bekannten neurechten Vordenkern wie Karlheinz Weißmann und Martin Lichtmesz.
Die „Erklärung 2018“ hat es in sich. Auch wenn sie nur zwei Sätze lang ist:
„Mit wachsendem Befremden beobachten wir, wie #Deutschland durch illegale #Masseneinwanderung beschädigt wird. Wir solidarisieren uns mit denjenigen, die friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird.“Vera Lengsfeld
Initiatorin: Vera Lengsfeld
Initatorin der Erklärung ist die frühere DDR-Bürgerrechtlerin und ehemalige Bundestagsabgeordneten der CDU, Vera Lengsfeld. Sie sagt: „Ja, das gibt einen ganz klaren Gesetzesbruch durch die Bundesregierung, der bis heute nicht geheilt ist. Und dem Koalitionsvertrag der#GroKo entnehme ich, dass er auch nicht geheilt werden soll.“
Lengsfeld und die Unterzeichner der Erklärung erheben einen massiven Vorwurf: Doch die Rede von der sogenannten „illegalen Masseneinwanderung“ ist juristisch nicht gedeckt. Keine der etwa 1.000 diesbezüglichen Strafanzeigen gegen Bundeskanzlerin Merkel wurde verfolgt und auch der Europäische Gerichtshof bestätigte, dass die deutsche Flüchtlingspolitik verfassungsgemäß war. Schon der Begriff „Masseneinwanderung“ ist problematisch, weil hochsuggestiv. Der Sound der Erklärung, schrieb der Tagesspiegel, erinnere an eine Schallplatte, die einen Sprung habe und beharrlich knisternd weiter lärme.
Das lärmende Schlagwort von der illegalen Masseneinwanderung sei höchst brisant, so die Publizistin und AfD-Expertin Liane Bednarz: „Man kann es so interpretieren, dass es dann bedeutet, wir haben hier einen illegalen Zustand, gegen den man etwas tun muss. Und da sind Sie dann, wenn Sie das weiterdenken, ganz schnell bei Vorstellungen vom Staatsversagen, vom Unrechtsstaat, von der Herrschaft des Unrechts. Und was muss man dagegen tun? Das wäre zum Beispiel Widerstand leisten“, sagt Bednarz.
Das steht so in der Erklärung nicht drin. Aber es stehe eben zwischen den Zeilen: „Wenn Sie dann sehen, dass einer der Unterzeichner, Matthias Mattussek, genau das getan hat bei der letzten Hamburger Demo aus diesem Milieu, nämlich zum Widerstand aufrufen, dann sehen Sie wohin das führen kann.“
Schriftstellerverband verurteilt die Erklärung mit klaren Worten
Nämlich zum Schulterschluss zwischen konservativen und rechten Denkern und rechten Tätern. Bei besagter Demo am Hamburger Dammtorbahnhof beobachteten die Behörden auch Rechtsextremisten und Reichsbürger. Formiert sich hier eine APO von rechts? Der rechtsgerichtete Verleger und Aktivist #Götz Kubitschek, bejubelt das Manifest bereits als intellektuelle Opposition von rechts. Die Unterzeichner bilden eine erstaunliche Allianz bürgerlicher und nationaler Konservativer und neurechter Verschwörungstheoretiker.
Der Schriftstellerverband hat die Erklärung 2018 mit klaren Worten verurteilt – Migranten zu Sündenböcken zu machen, löse kein Problem. Der hochdekorierte Dresdner Autor Ingo Schulze wundert sich über die intellektuelle Schlichtheit der Erklärung und ist besorgt über mögliche Folgen. Er sagt: „Um nicht alle Gesprächsbrücken abzubrechen, würde ich es noch nicht als eine geistige Brandstiftung ansehen, aber es kann sich durchaus zu einer entwickeln.“
Quelle: NDR vom 26.03.2018
[…] Zum Artikel […]