Rheinland-Pfalz: Diätenerhöhung um 17 % im Landtag – Solch eine Einigkeit gab es noch nie

Die Diätenerhöhung um mehr als 17 Prozent bis 2020 ist ein viel diskutiertes Thema – außer im rheinland-pfälzischen Landtag. Heute wird darüber abgestimmt. Wir haben die wichtigsten Zahlen zusammengefasst.

„Maßvoll“ oder „arrogant und ignorant“?

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Bei der Landtagsdebatte am Donnerstag waren sich vier der fünf Fraktionen einig: Die Abgeordneten von SPD, CDU, FDP und Grünen sprachen sich für die Anhebung der Bezüge aus. Nur die AfD ist dagegen. Deren Fraktionschef Uwe Junge warf der Mehrheit vor, sich mit ihrem Vorgehen „einen gemeinsamen Schluck aus der Steuerpulle“ zu gönnen. Die Abgeordneten wollten sich „mit einer ungeheuren Arroganz und Ignoranz“ selbst bereichern, sagte Junge. Bei der Abstimmung am Freitag wird die AfD mit Nein stimmen.

Dem entgegnete der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Martin Haller, die schrittweise und „maßvolle Anhebung“ der Abgeordnetenentschädigung sei zur Wahrnehmung der verfassungsmäßigen Aufgaben geboten. Seine Kollegen Martin Brandl (CDU) und Pia Schellhammer (Grüne) erklärten in der ersten Beratung über die Gesetzesänderung, dass die Arbeitswoche eines Abgeordneten mehr als 60 Stunden lang sei.

Auf eine Behandlung des Themas in den Fachausschüssen wird verzichtet. Das beschloss der Landtag bereits am Donnerstag. Zudem wurde die Frist zwischen erster und zweiter Beratung des Gesetzes verkürzt.

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An eine solche Einigkeit der Fraktionen kann sich keiner der parlamentarischen Geschäftsführer von SPD und CDU erinnern. „Das ist Premiere“, sagt Martin Brandl von der CDU. Die Frage, warum das plötzlich möglich sei, wenn es um das eigene Geld geht, habe er erwartet. „Das Parlament ist dazu angehalten, die Abgeordnetenentschädigungen zu regeln, das heißt, wir müssen uns zusammensetzen und haben das auch getan.“

Mit dem Ergebnis, dass es für die rheinland-pfälzischen Abgeordneten bis ins Jahr 2020 eine Lohnsteigerung von mehr als 17 Prozent gibt. Zunächst sollen die Diäten der Abgeordneten an den Lohn der Verbandsbürgermeister im Land angeglichen werden.

Verantwortung eines Bürgermeisters

Die Bürgermeister verdienen aktuell 800 Euro mehr im Monat als die Parlamentarier, obwohl auch sie politisch gewählte Beamte sind. „Das darf nicht sein“, findet Brandl. Die Verantwortung, die Parlamentarier trügen, sei mit der eines hauptamtlichen Bürgermeisters von Kommunen mit 10.001 bis 15.000 Einwohnern vergleichbar.

Deshalb soll das Einkommen der Abgeordneten das der Bürgermeister 2020 eingeholt haben und dann bei etwas über 6.800 Euro liegen (Besoldungsgruppe A 16 ohne Familienzuschlag). Danach soll ein statistischer Index greifen, damit die Diäten künftig so ansteigen, wie es die Löhne der restlichen Arbeitnehmer im Land tun.

2016 2017 2018 2019 2020

Abgeordneten-

entschädigung

5.812,37 Euro 5.938,52 Euro 6.162,52 Euro 6.597,31 Euro* 6.828,68 Euro*

*In den Jahren 2019 und 2020 können durch zusätzliche indexbasierte Anhebungen weitere Mehrkosten entstehen, die derzeit noch nicht beziffert werden können. Quelle: Landtag

Mehrkosten bis 2020 bei rund 8,5 Millionen Euro

In dieser transparenten Lösung sieht SPD-Mann Haller auch den eigentlichen Vorteil der Diäten-Reform: „So muss irgendeine gegriffene Zahl nicht immer wieder neu erklärt werden, warum es diesmal nicht 0,5 sondern 3,4 Prozent sind.“ Vielmehr sei es nun für jeden nachvollziehbar, weil sich jede weitere Steigerung statistisch ergebe.

Bis ins Jahr 2020 beliefen sich die Mehrkosten der Diätenerhöhung gegenüber dem Jahr 2016 mitsamt der geplanten Anhebung des Erstattungshöchstbetrages für Abgeordnetenmitarbeiter und der Anpassung von Leistungen für ausgeschiedene Abgeordnete und ihre Hinterbliebenen auf rund 8,5 Millionen Euro.

Mehrkosten gegenüber 2016 2017 2018 2019 2020
Erhöhung der Diäten 160.000 Euro 443.000 Euro 992.000 Euro* 1.284.000 Euro*
Anhebung Erstattungshöchstbetrag für Abgeordnetenmitarbeiter 950.000 Euro 950.000 Euro 950.000 Euro 950.000 Euro
Leistungen für ausgeschiedene Abgeordnete und ihre Hinterbliebenen

104.000 Euro

288.000 Euro

645.000 Euro*

835.000 Euro*

Jährliche Summe 1.214.000 Euro 1.681.000 Euro 2.587.000 Euro* 3.069.000 Euro*

*In den Jahren 2019 und 2020 können durch zusätzliche indexbasierte Anhebungen weitere Mehrkosten entstehen, die derzeit noch nicht beziffert werden können. Quelle: Landtag

Auch Fraktionen bekommen mehr Geld

Zudem sollen nicht nur die einzelnen Abgeordneten profitieren, sondern auch die Fraktionen. Der Etat der Landtagsfraktionen setzt sich aus einem Grundbetrag, einem Steigerungsbetrag für jedes Fraktionsmitglied sowie einem Oppositionszuschlag zusammen.

Ab 2019 soll die Festsetzung der konkreten Beträge für die Fraktionen im Haushaltsplan vorgenommen werden. Einen Vorschlag dafür soll der Landtagspräsident in Abstimmung mit dem Ältestenrat vorlegen.

Die Fraktionen begründen die Pläne mit gestiegenen Personal- und Lebenshaltungskosten und zusätzlicher Arbeit durch das Internet und das Fünf-Parteien-Parlament.

In den Jahren 2017 und 2018 sollen folgende Anhebungen erfolgen:

2016 2017 2018
Grundbetrag 56.800 Euro 60.000 Euro 63.000 Euro
Steigerungsbetrag 1.828 Euro 1.950 Euro 1.950 Euro
Oppositionszuschlag 480 480 480
Jährliche Mehrkosten 340.000 Euro 180.000 Euro

Quelle: Landtag

Kritik auch von Gewerkschaften und Steuerzahlerbund

Kritik gibt es vom Bund der Steuerzahler (BdSt) Rheinland-Pfalz. Angesichts der verfehlten schwarzen Null im kommenden Doppelhaushalt führten die vorgestellten Reformpläne in die falsche Richtung. „Hier müssen Politiker auch Vorbild sein“, moniert Rainer Brüderle, Präsident des BdSt Rheinland-Pfalz.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund Rheinland-Pfalz forderte zudem eine Anpassung der Beamtenbesoldung insgesamt. Diese Forderung formulierte der DGB-Vorsitzende Dietmar Muscheid auch in einem offenen Brief an die Fraktionen im Landtag.

Quelle: SWR vom 24.03.2017

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Schmid von Kochel
Schmid von Kochel
7 Jahre zuvor

Verfassungsmäßige Aufgaben? Welche Verfassung? Das ist keine Politik mehr sondern reines Schmarotzertum. Politik sieht anders aus, oder seht Ihr das anders? Das Volk wird vernichtet und die lassen es sich noch gut bezahlen.

Heidi
Heidi
7 Jahre zuvor

Ein Bundesland, dass seit seiner Gründung am 30.08.1946, am Tropf anderer Bundesländer hängt und ohne Länderfinanzausgleich nicht überlebensfähig wäre, genehmigt sich einen kräftigen Schluck aus der Pulle von Geldern, die die Nehmerländer erwirtschaften müssen und die daher nicht für ihre Bürger zur Verfügung stehen. Es ist eine absolute Unverschämtheit, allerdings bezeichnend für die Misswirtschaft rotgrüner Politik, die nicht fähig ist, einen Flughafen und eine Rennstrecke gewinnbringend zu verkaufen und Geschenke an die verteilen, die nie auch nur einen Cent zum wirtschaftlichen Erfolg eines Landes beitragen, sondern diese überstrapazierten Kassen noch plündern. Schauen wir auf die Schuldenländer, so fällt auf, dass es fast nur die rotgrün regierten, mit Ausnahme des Saarlands, sind, die, ohne Schamgefühl, die Kassen der prosperierenden Länder plündern, sich die meisten Wohltaten zugestehen und die höchsten Steuerverschwendungen leisten. Hier bewahrheitet sich der Spruch „Rotgrün und Geld ist ein Widerspruch in sich“. Es wird höchste Zeit, dass aus 16 Bundesländern 7 gemacht werden, die allein nicht überlebensfähigen Bundesländer zusammengelegt werden und die überflüssigen Schmarotzer in der Politik freigesetzt werden, denn sonst gilt das geflügelte Wort Kurt Tucholskys „die Tröge bleiben die Gleichen, nur die Schweine wechseln“ auf alle Ewigkeit.

Karlchen
7 Jahre zuvor

Wer ohne Tiere lebt, der weiß von keinem Leid. Wer ohne Tiere stirbt, der weiß von keiner Freud´. Wenn mir mein Hund das Liebste ist, sprichst du – oh Mensch – von Sünde. Der Hund bleibt mir im Sturme treu, der Mensch oft nicht im Winde! Ich suche eine Deutsche Schäferhündin im Alter von 18 Monaten bis 3 Jahren mit Begleithundprüfung:

Das Tier soll aus Familienhand kommen und in jeder Beziehung gesund sein. Angemessene Bezahlung wird zugesichert und ich hole die Hündin persönlich zu mir ab. Angebote bitte an Gebrauchshunde@Deutschland.ms richten oder in https://www.facebook.com/groups/BlHndAusbildung zeigen. Ein Leben ohne Beine ist oft schwer, aber ohne Augenlicht wird es durch Blindenführhunde wieder lebenswert.

Baufutzi
Baufutzi
7 Jahre zuvor

Das ist tiefster Feudalismus.

Ulrike
Ulrike
7 Jahre zuvor

Da sind sie sich immer einige wenn es um den eigenen Geldbeutel geht diese Schmarotzer. Das ist eine Riesensauerei. Wir kriegen auch keine 17 % Rentenerhöhung.