Menschenrechte Griechenland: Polizei geht mit Schlagstöcken gegen Flüchtlinge vor

 

Auf Kos ging die Polizei unter Einsatz von Schlagstöcken und Feuerlöschern gegen Flüchtlinge vor. Täglich kommen hunderte Migranten auf die griechische Ferieninsel. Die Situation droht zu eskalieren. Der Bürgermeister von Kos warnt Athen vor einem Blutvergießen.

Auf der griechischen Ferieninsel Kos kam es am Dienstag zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Flüchtlingen. Polizisten gingen offenbar mit Schlagstöcken und Feuerlöschern gegen die Migranten vor. Wie Reporter vor Ort berichteten, blockierten die Flüchtlinge zuvor die Küstenpromenade des Hauptortes der Insel. Sie forderten Papiere, um die Insel verlassen und weiter nach Mitteleuropa reisen zu können.

Wegen der prekären Lage in Griechenland fliehen Tausende Flüchtlinge unter unmenschlichen Bedingungen in den Norden Europas. Sie versuchen, die EU über Mazedonien uns Serbien zu erreichen. Auf den griechischen Inseln herrschen untragbare humanitäre Zustände.

Der Bürgermeister von Kos schrieb einen Brief an die Regierung in Athen und warnte, auf der Insel seien mehr als 7000 Migranten angekommen. Man könne mit dem Problem nicht mehr fertig werden. „Ich warne davor, die Gefahr eines Blutvergießens ist real“, so Kyritsis. Hunderte Migranten kommen täglich von der wenige Seemeilen entfernten türkischen Küste auf die Insel. Hilfsorganisationen, der Staat und die Bevölkerung sind restlos überfordert.

Doch auch Athen sieht sich nicht in der Lage den Flüchtlings-Ansturm zu bewältigen. Griechenland forderte daher bereits die sofortige Unterstützung der EU in der Flüchtlingsfrage. Allein im Juli kamen 50.000 Flüchtlinge in das Land. Sie werden faktisch nicht betreut. Premier Tsipras sagte, nun werde sich zeigen, ob es in der EU tatsächlich Solidarität gäbe.

Die EU geht weiterhin mit Militäreinsatz gegen Flüchtlinge im Mittelmeer vor. Doch das bewirkt offenbar das Gegenteil der beabsichtigten Abschreckung: Der Einsatz von Kriegsschiffen ermuntere die Schlepper geradezu, da die Schiffe verpflichtet sind, in Seenot geratene Flüchtlinge zu retten. Dadurch würden mehr und nicht weniger Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa geschickt. Der Einsatz drohe zu scheitern, warnt ein hochrangiger italienischer Militär.

Die grüne Bundestagsvize Claudia Roth, die gerade auf Kos ist, um sich über die Lage der Flüchtlinge zu informieren, bestätigte den katastrophale Zustand: „Für die Flüchtlinge ist die Unterbringung auf Kos gerade die Hölle auf Erden“, so Roht zur dpa. „Hier herrscht Chaos. Und die Spannungen werden immer größer.“

Flüchtlinge, die auf der Straße und in Parks campierten, würden von dort verscheucht und in ein kleines Stadion auf der Insel geschickt, berichtete Roth. Dort sei es barbarisch heiß. Es gebe nur zwei Toiletten für Hunderte Flüchtlinge. „Das ist unmenschlich“, sagte sie. „Ich habe so etwas noch nie gesehen.“ Die Lage sei wirklich dramatisch.

Roth sprach auch von einer mangelhaften Versorgung für die Flüchtlinge. „Es fehlt an allem“, sagte sie. „Das ist eine Verweigerung von Erster Hilfe für die Flüchtlinge.“ Die Menschen bräuchten dringend Essen, Kleidung, Unterkünfte und eine medizinische Versorgung.

Die Flüchtlingen kommen von der nahe gelegenen türkischen Küste auf die Ferieninsel Kos. (Foto: dpa)

Flüchtlinge, die auf der Straße und in Parks campierten, werden verscheucht und in ein kleines Stadion auf der Insel geschickt. Dort herrschen unmenschliche Bedingungen. (Foto: dpa)

Die Flüchtlinge warten vor einem verlassenen Hotel auf Kos. Freiwillige sorgen dafür, dass die Flüchtlinge zumindest ein einziges Essen am Tag erhalten. (Foto: dpa)

 Quelle: Deutsche Wirtschafts Nachrichten vom 12.08.2015

 

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